Die ganz große Nummer

Früher war ich nach dem „De-Carlo-Sound“ mal richtig süchtig. Damals war gerade sein zweiter Roman „Vögel in Käfigen und Volieren“ erschienen (den ich, allerdings Jahre nach dem letzten Lesen, immer noch für phantastisch halte), und vielleicht hatte die Begeisterung anfangs auch mit der Italienerin zu tun. die mir den ersten empfohlen hatte. In diesem, „Creamtrain , ging es um einen jungen italienischen Träumer, der aber nicht etwa ein Hallodri, Schlawiner und Iweial Fabulierer ist, sondern ein sehr ernsthafter Mensch, der in die USA kommt und das dortige Leben aus einer sehr ernsthaften und dennoch schreiend ironischen Distanz betrachtet. Diesmal, in De Carlos zwölftem auf deutsch erschienenen Roman, geht es lauchl um einen jungen Italiener, der in die USA kommt und das dortige Leben aus einer sehr ernsthaften und dennoch schreiend ironischen Distanz betrachtet. Könnte man sagen. Es sind aber zwei Italiener, und es geht auch um grundverschiedene Lebenswege, die sich aus einer fast zwillingshaften Freundschaft entwickeln Iwie damals in De Carlos Meisterwerk „Zwei von Zwei“], um die Entstehung und Funktion von Literatur (wie in dem fast noch besseren „Techniken der Verführung“] und einiges andere, die Liebe zum Beispiel. Und Popmusik, wie meistens bei diesem Autor. Das Ende des Romans ist eine Art bizarre Spiegelung des Endes von „Vögel in Käfigen und Volieren“: Die Wiederbegegnung, die damals eine Explosion romantischer Energie war. ist diesmal eine haarsträubend absurde Komödie menschlicher Irrtümer. Das ist aber noch nicht ganz das Ende, und wie meistens bei dem inzwischen 52jährigen De Carlo bleibt, wenn alles erzählt ist, vieles offen und weist in die Gegenwart. Ich war anfangs skeptisch, weil mir De Carlo nach einigen schlechteren Büchern (dem Selbst-Abklatsch „Arcodamore“ und dem belanglosen ..Uto’l verlorengegangen ist. Doch die Wiederentdeckung gelingt: Der Sound funktioniert wieder, die ernsthafte Ironie auch, und selbst wenn die vibrierende romantische Energie nicht mehr (oder noch nicht wieder] da ist. lohnt sich das Buch schon wegen der ziemlich krassen Parabel auf Entstehung und Funktion von Musikjournalismus, die es auch ist. Die beiliegende CD mit Musik von De Carlo ergänzt das Bild und rundet es ab: Das klingt so richtig anheimelnd nach dem kommerzfremden Geist der frühen 70er. in denen die Geschichte spielt – verträumt, ernsthaft, harmlos, naiv und schön.