Dio – The last in line

Es gibt sie noch, die wahren Shouter mit Herz und Charisma, die stets zu jeder Schandtat bereit sind. Zumindest im Hardrock ist es so. Ob Paul Rogers, der einer ihrer ersten und zugleich besten ist, ob Led Zeppelins Robert Plant, seit geraumer Zeit auch Klaus Meine von den Scorpions oder – last not least – Ronnie James Dio – ihnen allen ist eines gemeinsam. Sie sind hervorragende Sänger als auch große Performer. Sie singen nicht einfach nur, sondern formen Gefühle mit ihrer Stimme und geben so der Musik eine zeitlose Qualität.

Little great Dio ist ein Meister dieser seltenen Kunst; er kennt und lebt seinen Blues, seinen Rock ’n‘ Roll und dessen nächsten Verwandten, den Hardrock, in allen Varianten.

Im Opener „We Rock“ schlüpft er in die Rolle des lautstarken Antreibers, der die Initiative ergreift, seine Band fordert, auffordert, es ihm an Tempo und Spannung gleichzutun. Wie ein Besessener gleitet und schwebt denn auch Gitarrist Vivian Campbell über die sechs Saiten, ein rolling thunder mit Fingerpicking, Tremolo- und Vibrato-Tönen in ständigem Wechsel. Der junge Ire gilt schon jetzt mit Recht als das Talent unter englischen axemen schlechthin.

Bravourös ist auch die simple Manier, aus längeren Songs (wie „The Last In Line“, „One Night In The City“ oder „Egpt Chains Are On“) ein theatralisches Rock-Szenario voll epischer Tiefe entstehen zu lassen. Hier liegt die ganze Betonung auf der Leidenschaft, mit der Ronnie James seine Stories in Schmalz und Seide hüllt, während Jimmy Bain, etatmäßiger Bassist, dezente Keyboards-Untermalung beisteuert und Vinnie Appice seine Drums im steady beat hält und damit Räume schafft.

Mit einem Satz: THE LAST IN LINE ist ein ebenso entspannt rockendes wie melancholisches Album, das in seiner Art zwischen Rainbows LONG LIVE ROCK N‘ ROLL und Bad Companys DESO-LATION ANGEL liegt.