ECHT, Waldhausen :: Teenage-Rock
SCHON FRÜH UM ZEHN – Bauhofarbeiter umzäunen noch den Sportplatz-treffen Mädchen aus Gelsenkirchen in Weidhausen ein. Echte Fans irgendwo im Nirgendwo mit sehr viel Zeit, um diese tot zu schlagen. Zum 775jährigen Bestehen des oberfränkischen Dorfs hat man sich dort einmal etwas geleistet. Am Ende des regenreichen Abends bilanzieren auch gut unterhaltene Erziehungsberechtigte, Kommunalpolitiker und Bratwurstbrater positiv. Doch den Veranstalter beutelt wohl ein Minus: Statt der erhofften 5.000 lassen sich nur gut 1.500 Niederschlagswiderständler auf dem aufgeweichten Kickergrund einweichen. Hat gar die geschäftstüchtige Familie Kelly zwei Wochen zuvor auf Schloss Banz in der Nachbarschaft alles Taschengeld eingesackt? An Echt kann es jedenfalls nicht liegen. Die stürmen mit Rio Reisers „Junimond“ einmal mehr die Charts. Und auch bis in die unbeleckten Ecken der Republik sollte sich herumgesprochen haben, dass das Quintett – kaum dem Proberaum Kollegstufenzimmer entwachsen – live ordentlich spielen kann. Wo nächste Woche die Bundesjugend wieder um Sieger- und Ehrenurkunden wetteifert, dürfen so feierlich schweigende Grundschulmädchen ihr erstes Konzert erleben. Pärchen beknutschen eingehend jede Ballade; zwei Damen Mitte 20 schieben sich gnadenlos im Discofox übers quackernde Grün. Sänger Kim log nicht: „Wir feiern hier heute ein Party!“ Ob er eine halbe Stunde zuvor-aus dem Grundschulbau auf die spärlich bevölkerte Spielfläche blickend, unverwüstliche Fruchtzwerge löffeld -selbst daran geglaubt hat? Echt, einst Schülerband unter Tausenden, kehren in Weidhausen quasi zu ihren Wurzeln zurück. Oben in Flensburg war früher auch nicht alles Zuckerschlecken. Doch im Jahr 2000 haben es Echt längst im Griff. Kim animiert, tobt, kaspert wie fürs ausverkaufte Stadion. Bis auf eine zum Teil sogar quergeflötete, jazzige Version von „Du trägst keine Liebe in dir“ sparen sich Echt erwartungsgemäß Überraschungen. Abgespeckt arrangiert, aber sehr routiniert spielt das Quintett allerdings nur eineinviertel Stunden seine Variante von Gymnasiumsrock, die sich eigentlich nur in einem von der brotlosen Kunst der ehemaligen Konkurrenz unterscheidet: Ein paar Songs verfügen über Melodien für Millionen. Der Rest ist Handwerk mit glaubhaftem Spaß an der Sache. -» www.echt.de
Mehr News und Stories