Elton John – Songs From The West Coast :: Pop

Er weiß selber ganz genau, dass er seinen künstlerischen Zenit schon längst überschritten hat, dass die Zeit seiner großen Hits „Rocket Man“,“Crocodile Rock“,“Nikita“) vorbei ist und er mit den kitschigen Soundtracks der letzten Jahre (unter anderen für den Disney-Film „König der Löwen“) auf dem Holzweg war. Doch statt sich frustriert zurückzuziehen und schon mal vorsorglich in Frührente zu gehen, äußert sich diese Erkenntnis auf Elton Johns neuem Album Songs From The West Coast in Kampfeslust und dem Drang, es sich selber und seinen Kritikern noch einmal zu beweisen. Und das mit einem Album, das erneut mit Langzeitpartner Bernie Taupin und in rekordverdächtigen zwei Studio-Wochen entstand. Alles analog, ohne große Band, aber mit viel Gefühl und durchdachten Arrangements. Das zeigt sich schon beim Opener „The Emperor’s New Coths“, der von einem edlen Piano, einer gut geölten Stimme und einer wunderschönen Melodie lebt. Der 54-jährige Exzentriker greift genau das auf, was ihn in den frühen siebziger Jahren zum Superstar gemacht hat: charmante Pop-Songs-simpel schlicht und absolut zeitlos. Nicht umsonst stellt der Meister selber das aktuelle Werk in eine Reihe mit seinen eigenen Klassikern wie TUMBLEWEED CONNECTION oder MADMAN ACROSS THE WATER. Zugleich hegt Elton John aber auch höhere Ambitionen, als nur das Beschwören seiner eigenen Sternstunden. Auf Songs From The West Coast befasst er sich mit brisanten Themen wie Aids, konservativer Politik und Homophobie. Sein „American Triangle“, das er einem ermordeten Schwulen in Wyoming widmet, ist das Bissigste, was Sir Elton je verfasst hat. Und auch an Tempo, Wut und Druck fehlt es diesem Album, das schätzungsweise seine 40. Platte ist, nun wirklich nicht.

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