Emerson, Lake & Palmer – Works

Hätte eine unbekannte, neue Band eine Doppel-LP wie „Works“ verbrochen – sie dürfte sich jahrelang nicht mehr ins Studio wagen. Aber „Works“ ist ja von E, L und P, also etwas ganz anderes, Großartiges, wobei man gefälligst (atemlos) zu staunen hat, gell? Was drei Buchstaben so alles ausmachen können….

Seite 1 präsentiert Keith E., sein eigenes „Piano Concerto No. 1“ per Piano abtastend, wobei ihn das London Philharmonie Orchestra unter John Mayer begleitet. Ob nun E so sensibel spielt wie klassische Pianisten oder ob die Philharmoniker griffiger intonieren als Karajans Orchester, vermag ich nicht zu beurteilen, da bin ich nicht kompetent. Nur sei mir die Feststellung gestattet, daß E mit seinen klassischen Ambitionen kaum Befriedigung finden kann, wenn ihm ebenso inkompetente Rockfans (atemlos) zujubeln. Ein Beitrag zur E-Musik kann dieses Werk jedenfalls nicht sein, weil’s solcherlei schon hundertfach gibt und die neue E-Musik a la Berio, Ligeti, Stockhausen oder Riley ganz anders klingt.

Seite 2 zeigt Greg L., der seine schöne Stimme leider von monumentalen Geigenwänden lenorhaft übermalen läßt und dazu teils entsetzlich verschmalzte Texte von Pete Sinfield singt, besonders penetrant in „C’est La Vie“. Lediglich „Hallowed By Thy Name“ tönt wegen gewisser King Crimson-Strukturen interessant. L’s Gitarrenarbeit klingt gewohnt sauber, was meinen spontanen Eindruck jedoch nicht verwischen kann: Zuerst dachte ich, eine besonders eingeweichte LP im Sinne von „Music For Young Lovers“ aufgelegt zu haben.

Seite 3 scheint mir die schlimmste: Carl P. versinkt im Chaos, völlig orientierungslos zwischen getrommeltem Prokofieff, zwei unehrlichen Swing-Jazz-Adaptionen sowie einer überflüssigen Neuauflage von „Tank“ hin- und hergerissen. Warum dies bloß? Die alte „Tank“-Fassung war doch nett. Natürlich könnte man (atemlos) die brilliante Technik von P. bestaunen, aber ohne Geist und Gefühl ist Musik doch wohl uninteressant.

Seite 4 (der Atem wird noch loser) vereint E, L und P nochmals zum Trio, wenngleich offenbar mit dem Widerwillen der Musiker selbst: In Aaron Coplands „Fanfare ForTheCommon Man“ spielen L und P glatt an E vorbei, der sich darin verliert, des Synthie’s vielfältige Möglichkeiten unsinnig aneinanderzureihen. „Pirates“ schließlich ist übervoll von Eindrücken und läßt eine überschaubare Struktur vermissen.

Sich unter allen Umständen mit Leistung und vermeintlicher Ideenvielfalt zu produzieren, anstatt sich einfach nur auf die vorhandenen Spieltalente zu besinnen, ist ELP’s größter Fehler. In dieser Form ist das Trio ein unzumutbares Ärgernis; man hätte besser aus der neuen ELP-LP eine EP gefertigt – wenn überhaupt.