Extrabreit – Europa

Die Rückkehr der restlichen Drei! Nach der Tour-Pleite Anfang ’83 und dem ausbleibenden Hit kehren die Herren aus Hagen auf die Bildfläche zurück – älter, reifer, auf ein Trio reduziert und früher als erwartet. Die Klausur hat Früchte getragen.

Das Teenie-Image wurde bei den Kinderspielsachen auf dem Speicher verstaut, der brennenden Penne ist man entwachsen und „Superhelden“ jagt man auch nicht mehr nach. Welch ein Wandel! Was für Männer!

Besonders auf textlichem Gebiet haben sich Klein, Schiasse & Co. mächtig ins Zeug gelegt. Da werden keine Banalitäten mehr verbraten, die Feder von Extrabreit ist spitz und scharf. Der viel-zitierte Europa-Gedanke wird aufs Korn genommen, durchrängt und neu beleuchtet: „I realize, she’s a beauty but blind/ American food in my stomach and Berlin on my mind… Civil war on video/Belfast and Madrid/street fighting at night/assaults at daylight/ we live in Europe.“ Überhaupt hat man dem realen Umfeld mehr Augenmerk gegönnt. Umwelt-Probleme und Schießbuden-Politik stehen auf der neuen Themen-Liste. „Birne“ kriegt mit erfrischendem Humor eins auf seine selbige: „Kohl is some kind of vegetable/where Sauerkraut is made of“ („Learning Deutsch“). Klar, daß man bei diesem Europa-Gedanken nicht in neu-deutscher Sprache philosophiert. Englisch ist wieder angesagt.

Musikalisch geht’s weiter, wo man ausstieg: schnörkellosen Rock und Roll. Einzelne Synthi-Schwaden schleichen sich ein, die Drums klingen hin und wieder nach Linn und der gute alte „Kleinkrieg“ tobt weiter. Nur „Virginia Piain“ nehmen ich und Bryan F. euch übel.