Grace Jones :: Living My Life
Das Atemberaubende an Grace Jones ist ihre Fähigkeit, aus der Scham und Prüderie ihrer Voyeure eine Szene, einen Skandal, eine ganz niederträchtige Komödie zu machen. Und sie macht uns mit ihrer femininen Cleverness eigentlich alle zu Voyeuren. Grace Jones, das androgyne Art-Groupie, die aseptische Amazone, … und hinter dieser Maske, hinter dem Jet Set-Surrealismus und air-conditioned-Sex, existiert immer noch etwas frappierend Humanes – das stichelnde, bluffende, kokettierende Mädchen.
LIVING MY LIFE ist edel und luxuriös, zumindest die erste Seite enthält einiges von der aufregendsten Musik, die ich dieses Jahr gehört habe. Es beginnt mit „My Jamaican Guy“ und „Nipple To The Bottle“ , beide in der „Pull Up The Bumper“-Kategorie, mit jenem glucksenden, gleitenden Kreuz- und Quer-Groove, für den es noch keinen Namen gibt, also einfach … funky-Nassau Polyrhythmus-Elastik! Straff! Stretch! Sly’n’Robbie!!!
Einiges erinnert hier an NIGHT-CLUBBING – und doch geht LIVING MY LIFE viel, viel weiter. Melvin Van Pebbles „The Apple Stretching“ z.B., laszives, verschlafenes Geplausch vor einer spröden, wiegenden Melodie – hundertprozentig Grace, die Cabaret-Sirene.
Gracies Genius ist ja über alle Zweifel erhaben, aber bei LIVING MY LIFE zeigt sich, daß das heute auch für ihre Stimme gilt. Die Femme Fatale, das Irrationale, das Coole und Chamäleonartige, die terroristische Arroganz, die totale Selbstverliebtheit – all das ist doch bloß ein Teil der Rolle Grace Jones. LIVING MY LIFE ist so viel mehr…
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