Hard Rock/Heavy Metal

Cover-Versionen jedweder Art sind wieder groß in Mode. Von Phil Collins („You Can’t Hurry Love“) über Paul Young („Wherever I Lay My Hat“) bis hin zu Robert Plant und seinen Honeydrippers versuchen sich viele an Adaptionen alter bis uralter Evergreens. So mancher hat sich dabei jedoch schon die Finger verbrannt.

Nicht aber Amerikas Sonnyboy, Sex-Symbol, Hobby-Schauspieler und hauptberuflicher Sänger von Van Haien, David Lee Roth, auf seiner ersten Mini-LP CRAZY FROM THE HEAT (WEA 925 222-1), die er mit so illustren Gästen wie Edgar Winter, Willie Weeks, oder Sammy Fjgueroa eingespielt hat.

Die Sonne der Westcoast strahlt durch jede Ritze und Rille, wenn der Maniac seine sandige Jack Daniels-Stimme erhebt. Es ist, also wolle er ein für allemal unterstreichen, daß er auch ohne die Supergroup, jenseits von Hardrock, auf eigenem Terrain seinen Mann stehen kann. Und das mit Stil, Humor und „a little bit of irony“ zwischen den Zeilen.

So bricht er in „California Girls“ (background vocals: Carl Wilson), dem ehemaligen Surf-Hit der Beach Boys, die Herzen der stolzesten Frauen, mimt in dem Swing-Medley „Just A Gigolo/I Ain’t Got Nobody“ den unwiderstehlichen Beau. Selbst der Lovin‘ Spoonful-Song „Coconut Groove“ von 1966 und Dan Hartmans heavy-gestyltes „Easy Street“ wird durch seinen Charme veredelt. / vofe: David for Hollywood! (5) Weit weniger beweglich und originell erweisen sich die Engländer Raven mit STAY HARD (WEA 781 241-1). Wären die Brüder Gallagher, John (voc, bs) und Mark (git), sowie Drummer Bob „Wacko“ Hunter ihrer eigenen Devise doch nur gefolgt und wirklich „hart geblieben“, hätte man allen Grund, sie zu loben. So aber laufen sie Gefahr, nur eine unter vielen Heavy-Bands zu sein.

Ihre Kompositionen, zehn an der Zahl, sind oft zu einförmig, lediglich auf mittelmäßigem Niveau. Betulich und trotz zahlreicher Sound-Spielereien ohne echte Highlights bleiben die früheren Metal-Rauhbeine (vgl. ALL FOR ONE) etliches schuldig. Noch: (3) Auf dem Independent-Sampler LA’s HOTTEST UNSIGNED BANDS stolperte man erstmals über ihren Namen: Rough Cutt, ein schlagkräftiger Fünfer, der unter der Ägide von Wendy (und Ronnie James) Dio steht. Ihr Debüt-Album (WEA 925 268-1) besitzt durchaus markante Seiten, was nicht zuletzt aufs Konto ihres erfahrenen Produzenten Tom Allom (Judas Priest u.a.) geht. Er versteht es, ihren Songs ein voluminöses Sound-Kostüm zu verpassen, ohne ihnen dabei den Elan zu nehmnen. Titel wie „Never Gonna Die“, aber auch „Kids Will Rock“ oder „She’s Too Hot“ zeigen die Youngsters in action. Knapp: (4) Metal aus Dänemark zum ersten und nun auch zum zweiten. Nach den Exorzisten Mercyful Fate melden sich die Pretty Maids zu Wort. Ihr Kommentar: RED, HOT AND HEAVY (CBS 26207), ein Album, auf dem das Sextett seine Muskeln spielen läßt. Man legt sich mächtig ins Zeug, die Gitarren entfachen ein wahres Gewitter, Drums und Baß marschieren vorwärts…und dennoch ermüdet diese Power auf Dauer, die Spannung geht verloren. (3) Ein Multi-Talent, das schon bei der Climax Blues Band, Roy Wood und David Byron mitwirkte, ist der Engländer Robin George, Gitarrist, Sänger und Arrangeur in eigener Sache. Sein DANGEROUS MUSIC (Ariola 206 774-620) Album verrät jedoch nur wenig von dem breiten musikalischen Spektrum, das ihm so gern nachgesagt wird. Der smarte Boy wandelt mit Vorliebe auf ausgetretenen Synthi-Rock-Pop-Pfaden, stets eingängig, schlicht schlank und ohne sonderliche Akzente. (2) Nur noch ein Schatten ihrer selbst sind die Aussies Rose Tattoo und SOUTHERN STARS (WEA 240 569-1). Außer Glatzkopf Angry Anderson (Gesang) und Bassist Goerdie Leach sind noch drei neue Gesichter mit von der Partie: John Meyer (git), Greg Jordan (git) und Scott Johnson (dr). Doch die personelle Frischzelien-Kur bleibt ohne jede Wirkung. Belangloses Einerlei, das die Bezeichnung Hardrock nicht einmal verdient, schal und fade, ohne Drive und Temperament.(1)

P.S.: Nach dieser Schelte noch etwas Erfreuliches: Auch ME/ Sounds wurde vom Deep Purple-Virus erfaßt und verlost 10 Picture-Disc-Singles der betagten Hardrock-Senioren. Die ersten 10 Einsender (Stichwort „Purple Picture“) bekommen von uns jeweils ein Exemplar zugeschickt.