J. J. Cale – Grasshopper

Da könnte man mich ja gleich einen Nachruf auf mein Idol Herbert Wehner schreiben lassen! Allein über GRASSHOPPER könnte ich mir Doktorarbeiten aus dem Ärmel schütteln! Glücklicherweise erhielt ich schon vor Wochen eine Kassette – und wahrscheinlich hat mich GRASSHOPPER mindestens drei Sätze Batterien für meinen Walkman gekostet.

Auch wurde 1.1. Cale’s siebtes Solo-Werk (den nur über Import erhältlichen Sampler DOUBLE IT nicht mitgerechnet) des öfteren in meinen Stammkneipen gedudelt. Alle wußten natürlich sofort: „Das ist J. J. Cale“. Viele, die nur oberflächlich zuhörten, meinten, der bringe ja immer dasselbe. Da ist was Wahres dran. Aber wie er die ewig gleichenThemen variiert, ist eben kein Anzeichen von Einfallslosigkeit, sondern Ideenreichtum.

Es gibt jedoch auch Neues zu verkünden, wenn nicht gar Sensationelles: Auf der ausgekopppelten Single „City Girls“ lacht. J.J. Cale, der sonst eher als Miesepriem verschrien ist. Experimenten jedoch ist J. J. Cale nach wie vor abhold, wenn man mal davon absieht, daß er diesmal beide Plattenseiten mit furiosen Instrumentals ausklingen läßt, in deren Vordergrund Xylophon bzw. steel drums stehen.

Mit einer Vielzahl von Instrumenten – besonders die Mundharmonika und der Bläsersatz sei hier herausgestellt – gelingt es J. J. Cale, erneut ein Beispiel für exzellentes, doch niemals exaltiertes Umgehen mit verschiedenen Stilrichtungen zu präsentieren. Natürlich m uß hier wieder der Begriff laid back fallen. Aber mein Gott! Man will sich ja auch mal akustisch erholen, vor allem öfter midnight -. GRASSHOPPER ist für mich BOF-Punk ein opulentes Mahl. Dennoch wollte ich als demokratischer Sozialist meine Bewertung nicht a/Ve/nefallen. Ich ließ im „Rotthaus“ (das übrigens jetzt endlich von dem Honorar für diese Kritik den Deckel von fuffzig Mark bezahlt kriegt) eine Jury abstimmen. Angesichts meiner entsicherten Smith & Wesson gab‘ s rar alle keine andere Wahl als: 6