Johnny Thunders – So Alone
Ein knappes Jahr nach Sänger David Johannson meldet sich mit Gitarrist Johnny Thunders noch ein ehemaliger New York Doll solistisch zu Wort. In der Zwischenzeit hatte Thunders mit seinen Heartbreakers im Londoner Dunstkreis der Sex Pistols gewirkt und anschließend mit den Hot Rods eine Single eingespielt („Dead Or Alive“). Aus dieser Ecke stammen auch einige der vielen mitwirkenden Musiker: Steve Jones und Paul Cook, Paul Gray und Steve Nicol. Thin Lizzy’s Phil Lynott langt mehrmals in die Baßsaiten, und einmal gibt sich Steve Marriott an Piano und Harmonie die Ehre.
Musikalisch strickt Thunders die alte Dolls-Masche weiter: angepunkten Rhythm’n Blues mit starken Stones-Einschlägen. Das Format eines auch optisch imitierten Keith Richard geht ihm allerdings weithin ab. Nur zwei balladeske Eigenkompositionen („You Can’t Put Your Arms Round A Memory“ und „She’s So Untouchable“) entwickeln ein überzeugendes R & B-Gefühl. Ansonsten dominiert Second-Hand-Ware: von Instrumental-Oldies wie „Pipeline“ bis hinzu wenig originell aufgewärmten Dolls-Titeln wie „Subway Train“. Und genau das ist der wunde Punkt: wenn auf einem Solo-Debüt jeder zweite Titel eine Cover-Version ohne Eigenständigkeit ist, drängt sich die Frage auf, ob der Interpret selbst eigentlich noch etwas zu sagen hat. Mir scheint Johnny Thunders blasierte Langeweile auf der Plattenhülle mehr als nur Fotopose zu sein. Zusätzliches Minus: miserable Preßqualität zumindest bei meinem Rezensionsmuster. Durchgängig unsaubere Höhen wachsen sich gegen Ende jeder Seite zu unerträglichem Kratzen und Knistern aus. Und sowas nennt sich deutsche Qualitätspressung!