Johnny Winter – Raisin’cain
Still alive and well also, das alte Rauhbein. Er schlägt mit RAISIN‘ CAIN ganz schön zu und präsentiert sich keineswegs als ältlicher Blueser wie einst beim Rockpalast-Festival, obwohl er sich zur Abwechslung mal wieder einen Bart hat wachsen lasser..
NOTHIN‘ BUT THE BLUES war eine phantastische nur-Blues-Platte, mittlerweile geht’s bei Johnny aber wieder ein bißchen Richtung Rock/ Rock’n Roll. Kein eigenes Stück hat er diesmal mit auf’s Album genommen, aber wer Johnny kennt, weiß, daß er auch als Interpret fremder Songs verdammt gut ist. Herausragend auf dieser Platte ist Dylans „Like A Rolling Stone“ in einer wirklich exzellenten Version, gekonnt gespielt und gekonnt gesungen; zusätzlich bringt Johnny seine Gitarrensaiten fast zur Weißglut.
Der Blues kommt natürlich keineswegs zu kurz: „Wolf In Sheep’s Clothing“ ist ein typischer Winter-Slow-Blues, die anderen Stücke liegen alle im oberen Geschwindigkeitsbereich. „Talk Is Cheap“ im straffen Vier-Viertel hat Ähnlichkeit mit „Divin‘ Duck“ und „Messin‘ With The Kid“ von RED, HOT AND BLUE: ein bißchen funky also. In „The Crawl“ gibt sich Johnny als fetziger Rock’n’Roller, und „Rollin‘ And Tumblin“ (mal wieder) donnert im Höllentempo aus den Rillen. Zwei Titel hat Bassist Jon Paris beigesteuert, „Wolf In Sheep’s Clothing“ und „Don’t Hide Your Love“, bei dem er vorher wohl mal ganz kräftig bei ZZ Top gelauscht hat, aber das macht eigentlich nichts. Überhaupt erweisen sich Paris und Bobby Torello, die Johnny beim Rockpalast doch etwas zweifelhaft begleitet hatten, als kompetente Mitspieler. Johnny selbst zeigt an der Gitarre, ob mit oder ohne Bottleneck, was die berüchtigte Harke ist. RAISIN‘ CAIN heißt die Platte (to raise cain = Krach machen). Also laut spielen!