Led Zeppelin – Coda
Tote schlafen fest? Nicht im Musik-Business! Musiker segnen das Zeitliche, erfahren aber meist binnen weniger Jahre die Wiederauferstehung in Vinyl. Oft eskaliert dies zu geschmackloser Leichenfledderei. Nur wenige Ausnahmen zeugen von überlegter, sinnvoller Vermächtnis-Verwaltung, z.B. THE JIMI HENDRIX CONCERTS oder die Joplin-LP FAREWELL SONG. Oder diese Led Zep-Elpee. Hier bekommt man ansprechende, seltene Aufnahmen im technisch sauberen Sound vorgesetzt. Keine Fragmente, wie so oft, die mit einem Billig-Recorder heimlich im Studio durch die Klo-Wand abgezapft wurden.
Nachdenklich stimmt nur, wenn die Band’der Künstler auf solchen Einspielungen plötzlich qualitativ besser rüberkommt als auf den letzten Normal-Produktionen. So Led Zeppelin auf CODA. Die acht unveröffentlichten Aufnahmen präsentieren Jimmy Page, Robert Plant, John Paul Jones und John Bonham in erstaunlicher Form. Hier spielen sie den Rock’n’Roll und Heavy-Blues, den es seit Mitte der 70er Jahre nicht mehr zu hören gab. Die letzten LPs erscheinen total glatt, poliert und kommerziell aufgepeppt, verglichen mit diesen Out-Takes.
Der Einstieg, „We’re Gonna Groove“ von Ben E. King, halt exakt, was der Titel verspricht. Der wuchtige Rock-Blues, 1969 in LA aufgenommen, steht voll im Geist der Zeppelin-Klassiker. „Poor Tom“ stammt aus der Studio-Session für LED ZEPPELIN III – melodische Akustik-Gitarre zu flüsterndem Plant-Gesang und treibendem Bonham-Beat. Dann Willi Dixon’s „I Can’t Quit You Baby“, 1970 während eines Sound-Checks in der Londoner Royal Albert Hall mitgeschnitten. Page & Co. spielten selten einen derart blutenden Intensiv-Blues. Seite 1 klingt aus mit gequältem, leidenden Plant-Gesang zu dem kantigen Rock-Boogie „Walters Walk“.
Die Kehrseite der Platte bringt Aufnahmen aus den Jahren 1976 und 1978. „Ozone Baby“, November 78 im ABBA-Studio eingespielt, liefert Zeppelin-Groove im typischen Strickmuster. Aus der gleichen Session: „Darlene“. Trotz modernster Technik gelang dem Rock-Vierer der eigenwillige, stilprägende Garagensound. Total exotisch dann „Bonzo’s Montreux“ – Bonham mit einem Schlagzeug-Orchester plus spärlichen Elektroniksspritzern von Jimmy Page. Zum Abschluß nochmals erdiger, schwermetalliger Rock aus Stockholm: „Wearing And Tearing“.
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