Leo Sayer – Thunder In My Heart
1976 brachte für Leo Sayer den Durchbruch zu internationalen Ruhm. Seine vierte LP „Endless Flight“ lieferte drei US-Hitsingles, darunter das wohl selbst Gehörlosen vertraute „When I Need You.“ Verantwortlich für den Erfolg des Albums ist zweifellos der Produzent Richard Perry, der Sayer einen am amerikanischen Popgeschmack orientierten musikalischen Maßanzug verpaßte. Mit der Unterstützung der besten US-Sessionmusiker wurde der kleine Sänger mit der mächtigen Stimme in eine Pop-Machinerie eingespannt, in der seine Musik zwar an Charme und Persönlichkeit verlor, jedoch an spontanem Appeal für ein Massenpublikum ganz enorm gewann.
Kein Wunder daher, daß Richard Perry auch Leo Sayers neue LP „Thunder In My Heart“ produzierte, die das mit „Endless Flight“ begonneneKonzept konsequent verfolgt. Ausnahmslos exzellente Popsongs mit einem deutlichen Trend in Richtung Disco-Sound versprechen einen kommerziellen Erfolg, der den von „Endless Flight“ wahrscheinlich noch übertreffen wird. Leo Sayers immense gesangliche Qualitäten wurden auf bisher keiner seiner Platten derart effektvoll eingesetzt wie hier, und mir ist in der Tat kein Sänger bekannt, der mit vergleichbarer Leichtigkeit vom höchsten Falsett in kraftvolles Gebrüll überwechseln kann. Seine Funktion als Texter ist jedoch nur noch von zweitrangiger Bedeutung. Die Texte, die sich hauptsächlich auf der Ebene von „Ooh Babe, I’ve got to get close to you, please don’t cast me aside“ bewegen, dienen lediglich als Vehikel für überaus eingängige Melodie- und Rhythmusstrukturen.
Die allerdings haben es in sich. Fast alle zehn Songs sind temporeiche, teils soulige Rocknummern, die gut abheben und direkt in die Füße gehen. Reichlich Singlematerial für die nächsten zwölf Monate, der Titelsong „Thunder In My Heart“ ist bereits auf dem Weg in die Hitparaden. Herausragend nach meinen Empfindungen „There Isn’t Anything“, ein absolut grandios aufgebauter, relativ ruhiger Titel, der garantiert in absehbarer Zeit aus jedem zweiten Transistorradio tönen wird, und „We Can Start It All Over Again“, dessen schiere Power im Refrain den Rest der LP glatt in den Schatten stellt („Anything“ ausgenommen).
Ja ja, Leo Sayer is hitting the big time, und ich gönn’s ihm.
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