Maike Rosa Vogel :: Unvollkommen

Our Choice/Rough Trade

Eine Liedermacherin macht sich nackig.

Dieses Leben ist bekanntlich eines der schwersten. Aber kaum jemand hat damit so zu kämpfen wie Maike Rosa Vogel. Also schreibt sie Lieder darüber, auf Unvollkommen nun zum zweiten Mal. Lieder über sich und die anderen, über „meine leise Liebe“ und „Kissen voller Wut“, über „Nackte, die sich nicht ausgezogen kennen“, und „die Haut, in der man steckt“, eben Lieder über das Leben, das richtige, und wie man vielleicht finden könnte mitten im falschen. Diese Besinnlichkeitslyrik wirkt zwar wie vom WG-Tisch abgelauscht und segelt haarscharf am Kitsch entlang. Zum Glück aber hat sich Vogel unter der Produzentenregie von Sven Regener vom eher süßlichen, elektronikgestützten Sound ihres Debüts Golden verabschiedet und spielt nun ihre Gitarre so energisch wie ein Protestsänger aus den Sechzigerjahren. Manchmal bläst sie auch forsch in eine Mundharmonika, aber vor allem stellt die Wahlberlinerin Vogel ihr Bangen und Hoffen, ihre Welt und ihr Herz so gnadenlos unverstellt und ohne jede ironische Absicherung aus, dass die Selbstentblößung eine geradezu magische Faszination entwickelt. Und jetzt alle zusammen: „Mein Leben ist, wo ich bin, nicht woanders.“

Interview S. 62