Marilyn Manson

The Pale Emperor

Vertigo Berlin/Universal

Hardrock: Der Lord of Fuck begnügt sich mit Blümchensex.

Einige unkluge Entscheidungen begleiteten Marilyn Manson auf dem Weg vom teils starken BORN VILLAIN zu seinem neu(nt)en Album. Da war die Tour mit der Würde eines Wühltischs, die 2-for-1- Unternehmung mit dem albernen Rob Zombie, „Twins Of Evil“. Dann kam das Duett mit Avril Lavigne, „Bad Girl“, dessen Existenz man aufgrund der Freundschaft der beiden noch verkraften könnte. Was es unverzeihlich macht, ist die Co-Autorenschaft des Stücks von Lavignes Ehemann Chad Kroeger. Manson geht in dem Song den bequemen Weg und fungiert als comichafter Spuk-Onkel. Aufpassen muss der 46-Jährige, dass er im Alter nicht zu Kiss verkommt. Ob ihm bewusst ist, dass seine anstehende „Hell Not Hallelujah“-Tour nach deren 2012er-Single „Hell Or Hallelujah“ klingt?

Leider macht es sich der Bowie-Enthusiast auch auf „The Thin White Duke“, äh: THE PALE EMPEROR zu oft zu einfach: Abgesehen von der ins Trommelfell schneidenden Leadsingle „Deep Six“ und seiner 1996 mit „Man That You Fear“ begonnenen Erforschung des Niemandslands zwischen Elektro und Americana auf „Third Day Of A Seven Day Binge“ verlässt er sich auf bewährte Versatzstücke. „The Mephistopheles Of Los Angeles“ wirft die Frage auf, wie oft man den „Beautiful People“-Beat noch recyceln kann. Mindestens noch einmal, antwortet „Cupid Carries A Gun“, das Titelthema der Fantasy-Serie „Salem“. „Slave Only Dreams To Be King“ gab es auch schon mal zwingender als „Disposable Teens“. Siedelte er sich vor fünf Jahren laut „I Have To Look Up Just To See Hell“ noch unter dem Beelzebub an, hat er jetzt „The Devil Beneath My Feet“. Der Boanlkramer bleibt das zentrale Bild. No surprises. Dazu spielt sich das Gros der Platte im Midtempo-Bereich ab. Mehr Mut, Herr Manson!

Aber man muss auch auf die Habenseite schauen: Nach zuletzt schwachen gesanglichen Live-Leistungen singt/schreit er wieder zu alter Form auf. Und das packt einen nach wie vor. Dennoch bleibt zu bilanzieren: Nur noch ein Album, und die durchwachsene Diskografie des aus dem Ruhestand zurückgekehrten Marilyn Manson umfasst genauso viele Platten wie die seiner fast unantastbaren Zeit vor der Best-of- Zäsur LEST WE FORGET. Hmm. Vielleicht doch schön langsam eher auf den Applaus hören, den er für seinen Auftritt als Darsteller einer rechten Sau in „Sons Of Anarchy“ bekam?