Maurice & Die Familie Summen

Bmerica

Könnte sich bitte mal das fantasiearme deutsche Publikum einen Ruck geben und diesen Mann zu jenem Star machen, der er längst sein müsste?

Okay, Maurice Summen weiß selbst, dass er nicht dem typischen Popdarling-Habitus entspricht („Die sehen ja aus wie mein Erdkundelehrer“ sei die typische Reaktion in den Fanforen gewesen, als Die Türen mal im Vorprogramm von Die Ärzte spielten), aber die Taten dieses singulären Großtalents können doch nicht auf Dauer ein Minderheitenthema bleiben.

Nach seiner trotz vier großartiger Alben höchstens mittelbekannten Stammband Die Türen und dem sträflich ignorierten superfunky Gaga-Pop von Der Mann läuft sein neuer Welteroberungsversuch unter Maurice & Die Familie Summen. Hinter dem Projektnamen, der nicht zufällig an Sly & The Family Stone erinnert, stecken Kollegen von Kante, Bonaparte, Seeed und Frittenbude.

Das Projekt kommt ohne angeberischen Supergroup-Gestus aus, ist vielmehr einem gemeinschaftsstiftendem Gedanken verpflichtet, den man in den geschmeidigen Arrangements und dem völlig organisch vom P-Funk der späten 70er („Zeichen des Widerstands“) über sämigen 90s-Soul-Indiepop („Traurige Gesichter“) zum HipHop der Nullerjahre („Nichtantworten ist das neue Nein“ mit seinem von 50 Cent geliehenen Bounce) und zurück mäandernden Sound jederzeit zu hören glaubt.

Mögliche Hits: die dystopische Stream-of-Consciousness-Ballade „Klima“, das acht Minuten lang in einem stoischen Can-Rhythmus groovende Entscheidungsdilemma „Ich und meine multioptionale Gesellschaft“ oder das agitatorische „#Bock“, das die Vielschichtigkeit dieses exquisiten Popalbums wie mit dem Brennglas bündelt.

Oh, und ehe wir es vergessen: Maurice Summen ist nicht nur längst als Sänger ein souveräner Soulman, sondern auch einer der intelligentesten Texter der deutschen Pop-Szene.

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Klingt wie: Bootsy Collins: Bootsy? ­Player of the Year (1978) / Rocko Schamoni: Showtime (1999) / Freddy Fischer & His Cosmic Rocktime Band (2009)