Vielleicht bin ich zu phantasiebegabt, aber bei Michael Rothers zweitem wunderschönen Instrumentalalbum fallen mir bildliche Assoziationen zu den einzelnen Musiktiteln überraschend leicht. Da sehe ich wirklich ein gleißendes „Sonnenrad“ oder vom Firmament perlende „Sterntaler – womit die beiden gelungensten Kompositionen des ehemaligen Kraftwerkers und Neu-lings schon benannt wären. Die Platte ist wiederum fast ganz allein von Michael Rother (Gitarren, Piano, Baß, Vibraphon, Synthesizer, Strings) eingespielt worden, mit Schlagzeugunterstützung durch Jaki Liebezeit und Produktionsberatung von Conny Plank. „Sterntaler“ knüpft so bruchlos an das Konzept des Überraschungssellers „Flammende Herzen“ an, daß ich hier nicht minder ungeniert die Quintessenz der ausführlichen ME-Besprechung der Debütplatte (Heft 8/77) zitieren möchte: Rothers Musik lebt von einer bezaubernden Trivialität, deren eigentümlicher Reiz aus dem Kontrast von ästhetischen Klangkaskaden und Roboterrhythmen resultiert. Ein purer Aufguß allerdings ist „Sterntaler“ sicherlich nicht: dazu ist Rothers Soundschöpfung noch zu unverbraucht.