Ein rundes Jubiläum begehen die 1991 verstorbene Jazzikone Miles Davis und sein Langzeit-Labelpartner Columbia: Vor genau fünf Dekaden verpflichtete die weltweit älteste Plattenmarke den Trompeter, veröffentlichte im gleichen Jahr das vielgepriesene ‚Round About Midnight. Noch während Davis mit der Vertragsunterzeichnung zauderte, begann er mit den Studiosessions. Konzeptionell wie stilistisch unterscheidet sich der im Original sechs Stücke starke Longplayer, in der Legacy Edition nun als Doppel-CD editierte Meilenstein mit diversen Bonuscuts nicht wesentlich von den letzten Aufnahmen für sein vorheriges Label Prestige. Zum festen Line-up jenes ersten Quintetts zählten die noch unbekannten Musiker John Coltrane am Saxophon, Pianist Red Garland, Bassist Paul Chambers sowie Schlagzeuger Phily Joe Jones. Angetrieben von Oavis‘ Trompete, findet dieses einmalige Gespann immer neue Wege, den Modern Jazz zu interpretieren. Meisterhaft spleenig inszeniert Miles Up-Tempo-Material wie „Ah – Leu -Cha“ und „Tadd’s Delight“. Unübertrefflich aber gelingen die Balladen. Es scheint, als verabreiche Davis dem durchweg aus Fremdkompositionen bestehenden Repertoire den definitiven Stempel, so entwickelte sich beispielsweise „Bye Bye Blackbird“ in den kommenden Jahrzehnten zur Erkennungsmelodie des Meisters. Doch wie ein Gigant unter Zwergen ragt das von Thelonious Monk komponierte Titelstück „Round Midnight“ heraus. Der genau 5:55 Minuten währende Opener tönt intensiv emotional, mystisch verwunschen und strahlend schön. Warm und fordernd zugleich, spielt Davis mit den Noten, als gelte es, eine besonders knifflige Denksportaufgabe zu lösen. Die Taktik ändert sich im Verlaufe des Songs – mal sanft, mal pointiert, mal wahnsinnig selbstbewußt. Die Komplexität seines Spiels ist unerreicht. Ein bisher unveröffentlichtes Konzert vom Februar 1956 unterstreicht das eindrucksvoll. Besonders frappierend hier die Zwiesprache Davis‘ mit Coltrane.

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