Nick Cave & The Bad Seeds :: The Boatman´s Call
Diese Platte handelt von Jesus, von Hoffnung und Liebe, von hoffnungsloser Liebe und nicht zuletzt von Nick Cave selber. Das elfte Album des australischen Songwriters ist ein schonungslos intimes Porträt seiner eigenen Persönlichkeit: „Bei THE BOATMAN’S CALL erzänle ich meine Geschichte der vergangenen Jahre“, erklärt Cave denn auch dazu. Und diese (Lebens-)Geschichte ist düster bis wolkenverhangen. In ‚Into My Arms‘, einer wunderschönen Ballade, bei der er sich selber zum Piano begleitet, legt Cave sein spirituelles Weltbild offen. In ‚People Ain’t No Good‘ beklagt er sich über die moralische Unzulänglichkeit seiner Mitmenschen. Und in ‚West Country Girl‘ trauert er – ganz im Stile eines Tom Waits – einer gescheiterten Beziehung nach. Musikalisch bietet Caves neues Album erwartungsgemäß keine allzu großen Überraschungen. Niemand erhofft sich von ihm ein Drum „N Bass-Album, außer Kollege Roderich Fabian vielleicht. Die musikalischen Unterschiede von Nick Cave-Platte zu Nick Cave-Platte sind nicht groß, sondern sehr fein. THE BOATMAN’S CALL setzt die Intimität der Texte auch musikalisch um. War MURDER BALLADS noch musikalisch gut durchmischt, kennt THE BOATMAN’S CALL nur eine Linie. Langsam, düster, balladesk, sparsam, und schwarzweiß – zwölf Stücke lang. Kein Uptempo-Song stört die molltönende Innenschau, keine lärmende Gitarre den geschmackvollen Pessimismus. Statt dessen gibt’s gepflegtes Besenschlagzeug, getragenes Klavier und gediegene Streicher. Und weil sein letztjähriges Duett mit Kylie Minogue fast nicht mehr zu toppen ist, mußte er sich diesmal einen ganz besonderen Duettpartner aussuchen: sich selber. In ‚Green Eyes‘ spricht Cave den Songtext in der Tradition großer Nicht-Crooner wie Telly Savalas (Kojak), William Shatner (Captain Kirk) und Leonard Nirnoy (Mr. Spock) zum eigenen Hintergrundgesang. Das hat Klasse. Irgendwie.
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