Nostalgie: Wings-Film

Inzwischen gab es im ARD-Fernsehen einen Film mit dem Titel „Wings Over America“, der genau jene US-Tournee dokumentiert, die in diesem Supergig vor 70 000 Menschen in Seattle gipfelte. Mittlerweile ist Wings-Mitglied Jimmy McCulloch tot, Joe English hat sich anderen Projekten zugewandt, die zwei Ersatzleute Laurence Juber und Steve Holly verließen die Wings recht schnell und Denny Laine schmiß erst kürzlich das Handtuch, als klar wurde, daß McCartney nach Lennons Tod auf keine Bühne mehr wollte. Die Wings waren gestorben.

Und heute, drei Jahre nach „Wings Over America“, präsentiert uns ein Verleih das Seattle-Ereignis mit der Unterzeile: In Concert. On Film. At Last, als wär’s die Sensation. Nur so spektakulär ist „Rockshow“ weiß Gott nicht. Olle Kamellen (klar, nach 3 Jahren) stehen auf dem Programm, mehr nicht. Sauber abgefilmt, immerhin waren dreizehn (!) Kameramänner im Einsatz, bekommen wir ein ganzes Konzert plus Zugaben präsentiert. Die Lichtverhältnisse stimmen, weil Showco, Amerikas profilierteste Light- und Soundfirma dafür gesorgt hatte. Ein ungetrübtes Vergnügen also für alle Wings-Fans, die noch einmal „Venus And Mars“, „Band On The Run“, Jet“, „Silly Love Songs“, „Listen To What The Man Says“, „Live And Let Die“ und viele Titel mehr hören wollen. Ein normaler Konzertabend mit Solo-Einlagen von Denny Laine und Jimmy McCulloch, keinem Schlagzeugsolo von Joe English und einer durchweg gelangweilten Linda McCartney. Wer sich die Rocknächte im Fernsehen ansieht, kann sich ungefähr ausmalen, was ihn hier erwartet. Unterhaltung mit wenig spannenden Schnitten, oft wiederkehrenden Einstellungen: McCartney von unten, oben, der Seite, halbschräg von hinten, von vorne etc. etc.

Bleibt die Frage, ob uns dieser Film noch gefehlt hat. Sicher nicht. Alle Titel sind noch gut im Ohr, historische Bedeutung hatte das Konzert in Seattle nicht, besonders inspiriert spielte die Band an diesem Abend auch nicht und eine zumindest spektakuläre Lightshow hab‘ ich auch vermißt. Da es aber Paul McCartney in absehbarer Zeit live wohl nicht zu erleben gibt, hat dieser Film immerhin etwas dokumentarischen Wert.