Papa M

Highway Songs

Drag City/Rough Trade

Slint-Mitbegründer David Pajo gibt nach einem Suizidversuch ein musikalisch starkes, wenn auch zerrissenes Post-Rock-Lebenszeichen von sich.

Doom trifft auf klirrende Gitarren, fast so, als würden sich die Melvins mit Big Black duellieren. „Flatliners“ heißt dieses Eröffnungsstück von HIGHWAY SONGS, dem „The Love Particle“ mit elektronischem Geflirre sowie geschredderten Sounds folgt, und diesmal denkt man eher an Squarepusher. Nichts lässt einen auch wegen der überwiegend instrumentalen Stücke des Albums vermuten, dass hier Papa M verantwortlich zeichnet. Also jener hochbegabte Songwriter, der sich auch mal Aerial M nannte und bürgerlich den Namen David Pajo trägt. Geburtsort: Louisville in Kentucky. Langjähriger Wegbegleiter von Will Oldham aka Bonnie „Prince“ Billy , an dessen I SEE A DARKNESS er mitwirkte und der sich im Gegenzug auf WHAT­EVER, MORTAL erheblich einbrachte. Zwei unvergessliche Meisterwerke ihrer Zeit. Diese bezaubernden, sanften, karg arrangierten und melodiösen Songs hallen immer noch nach.

Wenn jemand wie der Mitbegründer der Postrock-Legende Slint auf seinem letzten Studioalbum als Papa M mit Indie-Folk und poetischen Texten brilliert und nun von akustischen Liedern zu harten E-Gitarren, von digitalen Klängen zu Post-Rock nahtlos überschwenkt, dann muss etwas passiert sein. Im Februar 2015 unternahm David Pajo einen Selbstmordversuch und wäre beinahe den anderen Genrevertretern Jason „Songs: Ohia“ Molina (Alkohol), Vic Chesnutt und Mark „Sparklehorse“ Linkous (beide Suizid) in den Tod gefolgt. Einer Rettung in letzter Minute folgten tausendfache Sympathiebekundungen und neuer Optimismus. Davon zeugt auch ein Foto aus dem Krankenhaus, wo Pajo den Daumen hoch hält. Auch die Lyrics („My little girl, teach me to live again. Let me be near you and teach me how to give again. Life is fresh and new“) aus „Little Girl“ wecken die Hoffnung, dass sich David Pajo auf dem Wege der Besserung befindet. Man könnte HIGHWAY SONGS vielleicht als Neuanfang verstehen, nicht immer gelungen, bisweilen suchend, aber 1 000-Mal besser als noch so ein Scheißnachruf.