
MCCARTNEY (1970), ein Mann mit Vollbart und Burnout gegen den Rest der Welt. MCCARTNEY II (1980), enerviert von Jet-Set, Drugs & Rock’n‘Roll in experimentierfreudiger Nerd-Klausur. Da braucht jemand Herausforderungen, um zur Höchstform aufzulaufen. Nun also Lockdown und MCCARTNEY III. „I don’t care to be bad, I prefer to think twice, all I know is it’s quite a show but it’s still alright to be nice“, singt er in „Seize The Day“ – und lässt große Taten von RUBBER SOUL (1965) und REVOLVER (1966) nachhallen, ohne in Nostalgie abzugleiten.
Zwanghaft berufsjugendlich tönt da schon lang nichts mehr. Der zupackende Doom-Metal von „Slidin’“ ist zudem der wohl unpeinlichste Heavy-Rocker, den die Generation Popstar-Post-Rentenbescheid bislang zustande gebracht hat. Aber auch die zärtlichen, die akustischen Songs („Pretty Boys“, „The Kiss Of Venus“) überzeugen.
Wie so oft, wenn McCartney im Alleingang musiziert, tun die resultierende Schroffheit und Schlichtheit den Stücken gut. MCCARTNEY III ist die erhofft spinnerte Experimental-Wundertüte und ein weiterer Glanzpunkt in der gut 30 Jahre andauernden künstlerischen Renaissance eines Genies. Hoffentlich nicht der letzte!
Von: Stefan Redelsteiner
„MCCARTNEY III“ im Stream hören:
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Demnächst live in Walhalla: Die Isländer haben ihre Troll-und-Elfen-Oper eingespielt.
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