PinkFloyd – The Final CutT

Millionen werden diese Platten kaufen, weil die Band Pink Floyd heißt und das zuvor veröffentlichte Album THE WALL. Und sie werden nicht enttäuscht sein, weil sie erstens unter Hypnose – DIE NEUE PINK FLOYD!!! – auf die Starttaste des Plattenspielers drücken – und weil zweitens die Musik ein Abbild des ganzen Gefühlsuntergrundes voller Angst und Enge, absterbender Sehnsucht und Resignation ist, mit der Herr und Frau Jedermann heutzutage durchs Leben gehen.

Ich will Spaß und Glanz und Gloria: Die schillernde Zivilisations-Decke, die Andreas Dorau und die Neue Deutsche Tanzmusik, ABC und der britische Glamour-Rock repräsentieren, ist dünn; darunter liegt der Abgrund, aus dem Pink Floyd jetzt Endzeit-Visionen schicken: THE FINAL CUT, laut Wörterbuch der letzte Stich, der letzte Hieb, der letzte Abschnitt.

„Oh Maggie Maggie, what have we done? What happened to the post war dream?“ Großbritannien zerrüttet, der Falkland-Krieg beinahe verloren, Breschnew in Afghanistan, Begin in Beirut, die Kids begehen Selbstmord, die verdammten Japaner ruinieren den Weltmarkt, die Prophezeiungen werden immer schlimmer, Apokalypse, Holocaust: Das sind Stichworte aus den Texten dieser LP.

Pink Floyd haben ein Album produziert, das politisch ist und depressiv und konservativ Sie befassen sich mit Realität, aber zwischen sich und die Realität haben sie einen Schleier gelegt, eine Nebelwand, die Paranoia heißt und den Texten, der Musik und der Covergestaltung eine absurde Grundstimmung verleiht.

Die Songs wirken elegisch und münden kontinuierlich in quälende, unaufgelöste Ausbrüche von Gesangsstimme und Instrumenten. Die perfekt arrangierte und produzierte Musik bleibt konventionell, klingt nach alten Pink-Floyd-Platten, manchmal auch nach Barclay James Harvest THE FINAL CUT ist ein Gegenstück von John Cales Album MUSIC FOR A NEW SOCIETY, das im vergangenen Jahr erschien. Dort quält sich Cale durch den Wahnsinn unserer Zeit, und er ist klar genug, das Ende des Tunnels zu sehen, falls es irgendwann in Sicht kommt.

Soweit führt die Floyd-Musik nicht; sie bleibt ein Soundtrack des Untergangs. Die LP (von Waters, Mason, Gilmour aufgenommen, Rick Wright ist nicht mehr dabei) ist interessant als Zeitdokument. Um sie genießen zu können, muß man allerdings Selbstmordkandidat sein: no fun. no future. the final cut.