Richard Torrance – Double Take

Nach „Bareback ist dies Richard Torrances zweite LP für Capitol, produziert diesmal von John Carter, der schon für Bob Welchs Erfolgsalbum „French Kiss“ verantwortlich war. Diese Tatsache sollte nicht zu falschen Erwartungen führen, denn Richard Torrance hat sich musikalisch nie auf der kommerziellen „Middle Of The Road“ bewegt, und er hält auch mit „Double Take“ genügend Abstand. Die Mitwirkung von Little Feat’s Bill Payne garantiert das.

Rhythm & Blues mit einem massiven Schuß Funk sind angesagt, und Torrances Band erweist sich hier als mehr als kompetent: man höre zum Beispiel nur die prächtigen Gitarrenparts von „Desert Lady“ oder „Long Lonely Nights“ (das läuft gerade im Hintergrund, ich hätte auch irgendeinen anderen Titel nehmen können). Dampf aus allen Rohren, no kidding.

Zwei vertraute Songs: die Version von „I Can’t Ask For Anymore Than You“ kommt weitaus erdiger und bluesiger ‚rüber als (wen wundert’s) Cliff Richards immerhin erstaunliche Hitsingle von 1976, und „Got No Shadow“ kann ohne Frage neben Little Feats Aufnahme (von der „Sailin‘ Shoes“-LP) bestehen: aufwendiger arrangiert zwar, doch nicht weniger mitreißend – neben Torrances Eigenkompositionen „Your Warm Love“ und „Runaround Girl“ bester Song der LP (zugegeben eine etwas riskante Behauptung, denn der Qualitätsstandard der ganzen Platte ist sehr hoch).

Ich kann nicht behaupten, daß der Sänger Richard Torrance einem Lowell George (dem er bei „Secrets Of Your Soul“ ähnelt) oder einem Van Morrison gleichkommt, aber er bringt reichlich Intensität und Soul (blauäugige zwar) in jeden der neun Titel des Albums. Das geht bis in ekstatisches Shouting, etwa bei „Get Into The Music“.