Robert Fripp – Exposure

Zur Zeit jettet Robert Fripp um den Erdball, um seine Frippertronics vorzuführen. Er lüftet das Geheimnis der Studiofummler, indem er öffentlich demonstriert, wie er mit Gitarre und Tonbandgerät seine elektronisch verfremdeten, wimmernden, entspannenden, faszinierenden und eigenwilligen Klangideen verwirklicht. Als Vorstufe für eine komplette LP mit Frippertronics hier nun seine erste Solo-LP seit Jahren: „Exposure“.

Unter der Mitwirkung von Barry Andrews, Phil Collins, Peter Gabriel, Brian Eno, Daryl Hall, Peter Hamill, Terre Röche und anderen entstanden, wurde die LP zur lebendigen Dokumentation des persönlichen Umfeldes von Robert Fripp. Das Spektrum reicht vom mitreißenden Rock’n’Roll-Song bis hin zu meditativ-introvertierten Frippertronics. Dazwischen Geräuschcollagen aus dem Alltag: Gelächter, Telefonklingel, Gesprächsfetzen. Die Stimme des indischen Gurus Shivapuri Baba gehört in diese Dokumentation ebenso wie die von J.G. Bennett, Leiter des I.A.C.E. Sherborne House, eines Therapiezentrums, in dem Robert Fripp einige Zeit verbracht hat. Noch ein Stück Authentizität: „NY3“ mit lautstarken Impressionen aus Fripps New Yorker Nachbarschaft. Hier filterte er die zentralen Aussagen aus einem heftigen Familienstreit.

Auffällig ist die Wechselbeziehung zwischen Joanna Waltons oft sehr moderner Lyrik und Flipps flexiblen Soundkonzept. Auch hier herrschteine enorme Spannung zwischen dem aggressiven „I May Not Have Enough Of Me…“ und dem folkloristisch schönen „Mary“, gesungen von Terry Röche. Der Titelsong „Exposure“ gerät durch die ge-/n’ppfen Schreie von Ms. Röche zur Befreiungstherapie mit triumphierendem Schlußpunkt. Zwischen den beiden Teilen seiner frippertronischen „Watermusic“ läßt Fripp schließlich noch einmal Raum für seinen Lehrer Bennett und seine Prophezeihung einer neuen Eiszeit. Was paßt besser an diese Stelle als Peter Gabriels spartanisch-brüchige Version von „Here Comes The Flood“? Wer hat gesagt, daß Experimente immer kalt und gefühllos sein müssen? Diese LP besitzt eine Menge Leben. Robert Fripp hat nämlich mit seinem starren Blick von uns allen etwas festgehalten.