Ry Cooderv – The Slide Area

Dies ist die beste Platte der besten Band der Welt, die die beste Band nicht selbst eingespielt hat. Mit anderen Worten: Fünf der acht Titel von THE SLIDE AREA sind Ry Cooders Homage an den leider verstorbenen Lowell George und seine Gruppe Little Feat. Schon mancher hat versucht, den spezifischen Little Feat-Sound nachzuempfinden, doch niemand hat sich bis jetzt damit Lorbeeren verdienen können. Cooder hat den Bann gebrochen. Er muß Lowell George sehr verehrt und sehr gut studiert haben. Als das erste Mal „I Need A Woman“ aus meinen Boxen tönte, war ich völlig perplex. Hatte die WEA etwa fälschlicherweise bisher unveröffentlichte Little Feat-Songs auf meine Vorabcassette aufgenommen? Cooder intoniert bei Gesang und Slideguitar-Spiel haargenau wie George; die Band – Jim Keltner (drums), Reggie McBride (bass), Jim Dickenson (piano), William Smith (organ) – hat den funkigen L.F.-Groove, und die exquisiten Sänger Bobby King, Willie Green Jr., Herman Johnson und John Hiatt singen treffend den urtypischen L.F.-Chor: leicht schräg und sehr tief brummend. Nicht, daß Cooder damit eine billige Kopie geschaffen hätte. „I Need A Woman“ braucht den Verlgeich auch mit den stärksten L.F.-Songs nicht zu scheuen. Außerdem ist es wohl die beste Version dieses Stücks, die je eingespielt worden ist. Das gilt ebenso für seine Interpretation der Carl Perkins-Nummer „Blue Suede Shoes“. Ry hat den Rhythmus in Little Feat-Manier total umgekrempelt: ein paar Takte langsamer, mit abgehackten Slide-Einschüben – dafür aber druckvoll wie nie zuvor gehört. Keinen Deut schlechter: »I’m Drinkin‘ Again“ (Cooder/Keltner) und „Which Came First“ von Willie Dixon. „Mama Don’t Treat Your Daughter Mean“ (Cooder) erinnert nur in einigen Passagen an L.F. – könnte ansonsten genau wie die beiden rührigen Balladen „Gypsy Woman“ und „That’s The Way Love Turned Out For Me“ auch von BOPTILL YOU DROP oder BORDERLINE stammen. „UFO has Landed In The Ghetto“ (Cooder/ Keltner) ist Rys Antwort auf den momentanen Street-Funk-Boom. Hier setzt er auch gezielt und sparsam einen Sythesizer ein, der für die sphärische Stimmung sorgt. Resümee: Schlechte Platten macht Cooder prinzipiell nicht. THE SLEDE AREA schließt an die la-Qualität seiner Vorgänger an. Und obwohl Cooder sich an alten Musikrichtungen orientiert, ist er immer wieder für eine Überraschung gut. 6 Tom Hospelt