Satin Whale – Whalecome

Wie auch Hoelderlin oder Guru Guru zeigen, sind Live-Doppel-LPs deutscher Bands momentan ‚in‘. Beziehungsweise: Viele unserer Bands scheinen derzeit den richtigen Zeitpunkt zu sehen, nun so etwas wie ein Resümee zu ziehen. Nicht anders bei Satin Whale aus Köln, die auf „Whalecome“ neben drei unveröffentlichten Stücken (zwei davon sind Evergreens: „Hava Nagila“ und „Sweet Little Sixteen“) einen Querschnitt durch die bisherigen drei Studioalben bieten. Von „Desert Places“ gibt’s das Titelstück, von „Lost Mankind“ die Nummern „Reverie“ und „Song For Thesy“ zu hören; der Rest stammt vom bislang wohl besten Satin Whale-Album „As A Keepsake“. Die insgesamt 96 Minuten (!) des Albums „Whalecome“ besitzen wenige Schwächen: Die Keyboards auf dem linken Kanal sind leider zurückgemischt, Thomas Brücks Stimme (der Thomas weiß es selber) klingt verträglich, aber nicht umwerfend, und darüberhinaus muß man fragen, ob der Effekt von „Hava Nagila“ mit Drum-Solo und einigen Zitaten ausreicht, fast 18 Minuten damit zu bestreiten. Dies alles tritt jedoch hinter dem Rest der Platte zurück, der vor Ideen sprüht, abwechslungsvolle Arrangements bietet und besonders Gitarrist Dieter Roesberg von seinerbesten Seite zeigt. Anklänge an vergleichbare Bands wie Supertramp, vielleicht Genesis und ein bißchen Jethro Tüll sind vorhanden, jedoch keineswegs als Plagiate zu verstehen: Dazu sind Satin Whale schon viel zu sehr Satin Whale – unverkennbar und womöglich zu noch besseren Leistungen fähig.