Stevie Wonder – In Square Circle

Geduld ist bitter, aber die Früchte, die sie trägt, sind süß. Will sagen: Das lange Warten auf den neuen Studio-Coup des Steveland Morris hat sich gelohnt. In Square Circle darf getrost zu den Meisterwerken In der 24 Alben umfassenden Discografie des Stevie Wonder gerechnet werden. Denn hier ist alles beieinander, was den blinden Genius berühmt machte – schiere Musikalität, sängerische Größe, verwinkelte Rhythmen, instrumentale Kunstfertigkeit, melodiöse Einfachheit, produktionstechnische Raffinesse. Dabei kann Wonder – bei aller Güte des Vortrags – nicht mehr überraschen. Das eigentlich Meisterliche ist das Wie, nicht das Was.

Das Generalthema seiner Texte – Berufszyniker können hier ihr hämisches Grinsen aufsetzen – heißt nach wie vor Liebe. Mit notorischem Optimismus und missionarischem Eifer predigt der 35jährige Motown-Star seine heilbringende Botschaft. Nur wenn wir uns alle – wie in der Begleitgeschichte gefordert – „als Soldaten der Liebe“ zur großen Armee formieren, wird es eine Lösung geben für die schmerzbringende „Quadratur des Kreises“.

Wer dem Missionar nicht folgen will, halte sich an den Musiker Wonder. Die straff durcharrangierten und diesmal kurz gehaltenen Songgebilde basieren auf der glücklichen Allianz von Wonders Neigung zum klanglichen Experiment einerseits und seinem ausgeprägten Hitgespür andererseits. Selbst Schnulzen wie „Overjoyed“ mit Saitenstreichler Earl Klugh an der Akustischen und einer stellenweise übersüßen Geigen-Glasur – werden durch Geräusch-Wolken angereichert. „Land Of La La“, eine Kritik an der Verstädterung Im allgemeinen und Los Angeles im besonderen, gründet auf ein Minimalkonzept mit changierenden Gitarren- und Synthesizerfarben auf monotonem Schlagzeug-Untergrund. Ein süperber Sängerkrieg – Wonder vs. Vandross – belebt den Hit „Part Time Lover“.

Seit dem sensationellen Songs In The Key Of Life hat man keine so mitreißenden Chorpassagen („It’s Wrong“), keine geschwinderen Bläser („Spiritual Walkers“), keinen besser aufgelegten Stevie mehr erlebt.