Sufjan Stevens, Bryce Dessner, Nico Muhly, James McAlister

Planetarium

4AD/Beggars/Indigo

Musik fürs Restaurant am Ende des Universums: Indie-Elektro-Avantgarde mit Überambition.

Wenn an Planetarien eines nervt, dann die Musik während der Schauen. Kosmischer New-Age-Kram, so einfallslos wie bieder. Vielleicht hatten die vier Indie’n’Avantgarde-Hochkaräter diesen lahmen Soundtrack im Sinn, als sie sich an die Arbeit machten, unser Sonnensystem zu vertonen.

Die Idee hatte Sufjan Stevens, der neben den US-Staaten Michigan und Illinois auch schon ein Album über den Brooklyn-Queens-Expressway schrieb. Die kosmische Komponente kommt, wenn man sich an Stevens Revue-Shows zum THE AGE OF ADZ erinnert, nicht überraschend: Von dieser Welt war das alles schon lange nicht mehr. CARRIE & LOWELL war da wohl nur eine intime familiäre Zwischenstation. Zusammengetan hat sich Stevens mit seinem musikalischen Begleiter und Drummer James McAlister, The-National-Gitarrist Bryce Dessner sowie dem Neo-Klassik-Komponisten Nico Muhly.

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Die Ambition war ein ständiger Begleiter bei diesem Projekt, gleich zum Auftakt bei „Neptune“ geht die Sache wunderbar auf, Erinnerungen an ANDROMEDA HEIGHTS von Prefab Sprout kommen auf, eine gleichermaßen verkitschte und erhabene Musik. Auf dem „Jupiter“, für Stevens der Einsamste unter den Planeten, wird’s komplizierter. McAlisters Rhythmen marschieren, elektronische Störgeräusche, ähm, stören, der Vocoder klingt nach Captain Future.

Viele Tracks sind weniger Songs als Suiten: Recht plötzlich ertönen von Muhly komponierte Bläserparts oder intergalaktische Zwischenspiele, einige kappen komplett die Verbindung zum Song, um den sich Sufjan Stevens zuvor bemüht hat. Vieles klingt ziellos; nur konsequent, dass „Earth“ die größten Bauchschmerzen bereitet. Mit „Mercury“ endet das Album reduziert: Zu Dessners zirkulierender Gitarre flieht die Stimme von Sufjan Stevens bis hoch in den Sopran. Es hätte so schön sein können.