Tangerine Dream – Stratosfear
Wer immer noch glaubt, daß Tangerine Dream zu jenen Gruppen zählt, die Musik für eine intellektuelle Minderheit macht, der sollte sich ihr neues Album „Stratosfear“ mal ganz ohne Vorbehalte anhören. Mit Erstaunen wird er feststellen, daß die Berliner in ihrer musikalischen Entwicklung Lichtjahre überbrücken. Noch immer liegen ihren Stücken fließende Klangstrukturen zugrunde, die sie jedoch kontinuierlich rhythmisch auflösen. Dynamische Spannungsfelder entstehen, klare Melodien werden herausgearbeitet. Der Opener „Stratosfear“ ist ein gutes Beispiel: Eine weiche Gitarre löst schon fast Erinnerungen an die Stimmung mancher Westcoast-Platten aus. Der Ein satz von „konventionellen“ Instrumenten wie Gitarre, Klavier, Perkussion in diesem Stadium ist kein Rückschritt, eher eine Geste hin zum Publikum und eine organisch gewachsene Entscheidung. Und gerade dadurch wird die romantische Komponente der Tangerine Dream-Komposition unheimlich deutlich spürbar; ihr Hang zu bisweilen etwas schwermütigen Elektronik-Träumen, in die nun Realität sozusagen per Instrument dringt. Was nicht heißt, „Stratosfear“ wäre ein melancholisches Album, dazu brechen viel zu oft sehr körperliche, vitale Rhythmuspassagen durch. Elektronischer Funk, wenn man so will, der ganz sicherlich nicht im Kopf angesiedelt ist. Es wäre wirklich zu wünschen, daß diese LP ein breiteres Publikum als bisher erreicht; ein Publikum, das es Tangerine Dream ermöglicht, in der eingeschlagenen Richtung konsequent weiterzuarbeiten. P.S.: Ein Extra-Kreuz für’s Cover.