Ted Nugent – Scream Dream

Wenn Ted Nugent sich mit „State Of Shock“ etwas von seinem herkömmlichen Stil abwandte und mehr Wert auf klare Melodien und eingängige Songs legte, wendet er sich mit seiner neuen Platte genau in die andere Richtung. „Scream Dream“ wirkt äußerst aggressiv und spontan, die meisten Stücke sind vom Aufbau her ziemlich unkonventionell. Und vor allem der Gesang ist ein Thema für sich. Zwei Titel – die mir persönlich zu sehr nach Rock’n’Roll klingen – singt Teds alter Mitstreiter Charlie Huhn, einen Song der Drummer Cliff Davies, die restlichen sieben Stücke werden vom großen Meister himself vocalisiert; und zwar in einer Art und Weise, die man stellenweise nicht mehr als Singen bezeichnen kann; im Deutschen gibt es eigentlich kein passendes Wort dafür, die Amerikaner würden es als „scream“ bezeichnen. Dieses „screaming“ klingt zwar nicht immer sehr schoen oder harmonisch, aber es ist wenigstens ehrlich und paßt auch irgendwie zum Sound. Auf der ersten Seite treten die Vocals sogar gegenüber der Gitarre unerwartet stark in den Vordergrund. Auf Seite zwei hört man dann wieder den Gitarristen Ted Nugent, der nebenbei auch singt. Und diesen Gitarristen halte ich nach wie vor für einen der Allerbesten. Nur die Art, wie er sein Können anwendet, wird auf Dauer manchmal langweilig – was aber in der Natur des Heavy Rock liegt, und für einen Heavy Rocker hat unser Motor City Madman immer noch genug Ideen.

Zum Schluß noch ein paar kritische Worte zur Verpackung. Erstens werden die Nugent-Cover immer schlechter, zweitens ist die Discographie unvollständig (es fehlt „Amboy Cat“) und drittens sollte Teddy aufpassen, daß er nicht zu sehr von der Plattenfirma vermarktet wird; die Innenhülle ähnelt einem Versandhauskatalog – sogar mit aufgedruckter Bestellkarte und der Bitte, deutlich zu schreiben. Ich dachte, so was gäbe es nur bei Frampton und den Bee Gees. Naja, solange die Marketing-Manager nicht in die Musik reinpfuschen, wollen wir ein Auge zudrücken und darüber hinwegsehen.