Teufel!

The Long Hard Road Out Off Hell von Marilyn Manson mit Neil Strauss Hannibal Verlag. 354 SEITEN. DM39,80 Die meisten Musiker-Biografien haben ein Problem: Es handelt sich dabei oftmals um chronologisch aufbereitete Timelines, in denen mit mehr oder weniger salbungsvollen Worten Fakten, Fakten, Fakten aneinandergereiht werden, die wiederum zur Genüge bekannt sind: der Musiker im Studio, auf der Bühne. Aber es gibt auch solche, in denen der Leser ein Gefühl für das Sujet und die jeweilige Epoche bekommt, wie etwa Miles Davis‘ „Die Autobiografie“ oder „An American Odyssey“, in denen die Autoren Rock Scully und David Dalton mit viel Wortwitz und Gespür den „long stränge trip“ von Jerry Garcia und den Grateful Dead nachzeichnen. In letztere Kategorie fällt auch „The Long Hard Road Out Of Hell“, die Autobiografie, die der „Schockrocker“ Brian Warner alias Marilyn Manson dem Journalisten Neil Strauss (Rolling Stone) in den Stenoblock diktiert hat. Man muss Marilyn Manson nicht unbedingt mögen, man muss auch seine Musik nicht unbedingt mögen, um dieses Buch zu mögen. Und allein das unterscheidet „The Long Hard Road Out Of Hell“ von den üblichen Und-dannhat-er-noch-das-gemacht-Biografien. In einer klaren Sprache, mit furztrockenem Humor angereichert, erzählt der inzwischen 32-jährige Manson weitgehend emotionslos von allerlei Unappetitlichkeiten, die ihn seit frühester Jugend geprägt haben: Der Keller seiner Großeltern, in dem der kleine Brian seinen Großvater bei autoerotischen Aktionen beobachtet, die Außenseiterrolle in der Schulzeit, in die sich der Protagonist freiwillig begibt, die Sex- und Drogenexzesse nach der Mutation Warners in die Kunstfigur Marilyn Manson, die Provokationen auf und hinter der Bühne. Natürlich ist diese Autobiografie auch ein weiterer cleverer Marketingschachzug, um den Mythos des selbst ernannten Antichristen zu nähren. Der Leser soll glauben, dass widrige Umstände (das strenge Elternhaus, die katholische Erziehung) Manson zu dem gemacht haben, was er ist: „Der Dorn im Auge Amerikas“. Das allerdings kann das kurzweilige Lesevergnügen des Buches schmälern, das vom ehemaligen SPEX-Chefredakteur Christoph Gurk kongenial ins Deutsche übertragen wurde. www.hannibal-vrlag.de