The Futureheads – This is not the world

Was der Fluch des zweiten Albums ist, wissen die Futureheads gut, ließen sie doch ihrem phänomenalen Debüt eine Platte folgen, die sich ungefähr so anhörte wie jemand, der versucht, seine erste große Liebe mit einer Holzpuppe nachzustellen – der ungestüme Irrwitz, die rasende Genialität und der stürmische Drang, alles auf einmal und sofort zu machen,waren verflogen wie der Strom in einem abgeschnittenen Stück Kabel. Damit verflogen auch Hörerbegeisterung und Plattenvertrag, der Versuch, sich wieder zu berappeln, erscheint auf dem eigenen Label der glücklicherweise optimistischen Band. Mit der Single „The Beginning Of The Twist“ geht’s aber erst mal noch ein Stück weiter in die Krise: Das ist ein ziemlich punktloses und ideenfreies Stück Stampfstuss, mit unnachgiebigerVehemenz in die Mikros gebrettert, ein Extremfall von Viagra-Sex sozusagen, der nur wieder mal beweist, dass man nichts erzwingen kann, was nicht von selbst Freude macht. Danach geht schrittweise die Sonne auf, auch wenn man sich wünscht, Produzent Youth (den vielleicht der alte Killing-Joke-Hafer etwas heftig stach) hätte ein bisschen weniger am Vehemenzregler gedreht und die vier Musiker daran erinnert, dass die Stärke ihres Debüts nicht in gepanzerten Teppichen aus E-Dur-Akkorden bestand, sondern an dem wilden, unverschämten Ideenhagel dazwischen und darüber. Das ist es, was auch den besseren und den wirklich guten Songs des dritten Albums (von denen es einige gibt) fehlt: Unverschämtheit-das spontane, unbewusste Gefühlswissen, dass einem absolut nichts passieren kann, egal was man versucht. Andere Futureheads-Qualitäten sind dafür wieder intakt: die „mathematische“ Kantigkeit senkrecht aufeinandergeschraubter Teile, Brüche, Riffs und Akkorde („Sale Of The Century“), die urcoole Mischung aus Verzweiflung, Sarkasmus, Hysterie und Ungerührtheit („Hard To Bear“), das Gespür für melodische Volltreffer ins Schwarze des Langzeitgedächtnisses („Radio Heart“). Und „Work Is Never Done“ ist so nahe dran am Futureheads-Maximum.dass der Skeptiker aufgibt: Doch, dies ist ein gutes Album, das bei Überdosierung Muskelkater und leichte Kopfschmerzen hinterlässt wie alle guten Dröhnsachen. Und nein, das ist nicht mehr die erste große Liebe, das unwiderstehliche, magenflaue Gefühl, dass es um alles geht und die Welt eine andere ist als vorher. Aber immerhin sind die Futureheads noch da, und (um bei der Metapher zu bleiben) sagen wir mal: Im Bett sind sie immer noch ziemlich gut.

VÖ-.23.5.

www.thefutureheads.co.uk

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