U-Bahn

U-Bahn

Melodic/Indigo (VÖ: 8.11.)

Die Rückkehr des Robo-Punk, auf dem schmalen Grat zwischen Kitsch und Kunst, astrein inszeniert allemal.

Entertainer, die mit umgedrehten Blumentöpfen auf ihren Köpfen auftreten, würden heute nicht mal mehr einen Platz in einem Comedyformat im Dritten kriegen. Natürlich war die Band Devo seinerzeit mehr Punk als Comedy, aber im schwarzen Ulk suchten die Musiker aus Akron, Ohio einen Standort für die wüste Gesellschaftskritik, die sie formulierten; Stichwort De-Evolution, Orwell-Staat.

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Vor 40 Jahren waren Blumentöpfe – für die Dauer von ein paar Songs – Avantgarde. Man muss ein ausgemachter Nerd sein, um sich 2019 auf eine Ästhetik und einen Sound einzulassen, der diesen historischen Pop-Moment mit allen Mitteln der Kunst beschreibt und letztlich: wiederbelebt.

https://www.youtube.com/watch?v=rqnmRNmgV6A

Hier kommt U-Bahn ins Spiel, die fünfköpfige Band von Lachlan Kenny und Zoe Monk aus Melbourne, die sich diese Liebeserklärung aus den Hängenbleibseln jenes Robo-Punk geschnitzt haben. Bass-funky und oft auf einem Riff rumreitend, mit Analog-Synthies, die man mal spacig hat nennen dürfen, ziehen sie übers historische Feld – eine astreine, in jedem Moment stimmige Inszenierung, die in Tracks wie „Beta Boyz“ und „Damp Sheets“ auch noch den Sex in die Apokalypse bugsiert kriegt.

Sollen wir die Schablone der De-Evolution auf den bemitleidenswerten Zustand der Welt legen? Man muss U-Bahn vielleicht nicht allzu ernst nehmen, aber wäre es ein billiges Rip-off, hätten wir uns nicht über eine Rezension unterhalten müssen.

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