Van Morrison :: Astral Weeks Live At The Hollywood Bowl Manhattan

Aus Folk, Jazz und Blues schöpfte „The Man“ 1968 für sein Meisterwerk – vier Dekaden später zelebrierte er diesen Meilenstein live. Für ASTRAL WEEKS – darin EXILE ON MAIN STREET, THE VELVET UNDERGROUND & NICO und Nick Drakes FIVE I.EAVES LEFT vergleichbar – gilt: Wenn all die Leute, die diese Platte immer schon geliebt haben wollen, sie tatsächlich gehört und kapiert hätten, wäre die (Musik-) Welt heute ein besserer Ort. Tatsache ist: Van Morrisons Meisterwerk, das Folk, Blues und Jazz transzendierte, wurde 1968 weitgehend ignoriert, allenfalls stirnrunzelnd rezipiert und rezensiert. Heute weiß man, dass diese acht Songs, die binnen zweier achtstündiger Sessions mit akustischen Gitarren, akustischem Bass, Saxophon, Flöte und Percussion aufgenommen und einige Tage später mit Streicherarrangements veredelt wurden, zum Besten gehören, was es in der populären Musik zu hören gibt. Da sorgte allein die Ankündigung, der Meister gedenke das Werk live aufzuführen, unter Kennern für erhöhten Pulsschlag. Nun, da das Ergebnis als ASTRAL WEEKS LIVE auf Tonträger vorliegt und man es, so man nicht unter den Glücklichen in der Hollywood Bowl war, zum ersten Mal hört, sitzt man da, traut seinen Ohren nicht und hat die routinierten Pflichtübungen, die Morrison seit geraumer Zeit abzuliefern pflegt, schon vergessen. Lange nicht mehr hat der Mann aus Belfast so gesungen. Aber was heißt da „si ngen“ ? Er fleht und zetert, bellt und stammelt, er stottert, scattet, spricht in Zungen, als ginge es um nicht weniger als Leben und Tod, erweckt allegorische Figuren („Madame George“, „Ballerina“) zum Leben, geht noch einmal die Straßen der Kindheit entlang („Cyprus Avenue“) und verrät uns seine innersten Geheimnisse. Die Band, darunter der fabelhafte David Hayes am Bass und ASTRAL WEEKS-Veteran Jay Berliner an der akustischen Gitarre, sorgt für ein kongeniales, so präzises wie bei aller Komplexität beizeiten lässig swingendes Backing. Dem atemberaubenden Zyklus folgen zwei atemberaubende Zugaben: „Listen To The Lion“ und ein „Common One“ betiteltes Exzerpt aus dem 15-Minuten-Track „Summertime In England“. „Hey, ü’s me, I’m dynamite and 1 don’t know iaby“, deklamiert „The Man“ in „Sweet Thing“. Nach all den Jahren, all den Platten, all den Konzerten ist er immer noch ein rastlos Suchender. Rave on.