Vergriffen, vergessen, verloren – Findlinge deutscher Popmusik

Nicht alles war bloßer Mist, was in deutschen Landen in der Pop-Steinzeit der Sechziger produziert wurde. Die Erkenntnis ist nicht neu. Fragt sich nur, ob die „Perlen deutscher Popkultur“ tatsächlich die sind, die Dirk Darmstaedter (The Jeremy Days) für diese Compilation in den Archiven von Philips und Polydor gefunden hat. Einige der Songs aus den Jahren 1964 bis 1968 gehören bei nüchterner Betrachtung doch eher ins Abseits zu Recht vergessener Sünden der damals noch arg spießigen und provinziellen einheimischen Schallplattenindustrie. Heilige Einfalt – im Wortsinn gibt’s da zu hören von Kaplan (!) Alfred Flury, der „Denk‘ noch einmal darüber nach“ mahnt, und Läppisches („Herbstwind“) aus der Feder des jungen Herrn Siegel, gesungen von Robert Hoffmann. Plattester, moralisierender Schlager-‚ Mief, für damals typisch, kommt von Michael Mayen. Überdies ist das Ganze schlampig editiert: Buddy Caine ist hier mit „Bilder der Erinnerung“ zu hören, im Booklet wird aber ein ganz anderer Song angegeben. Und das Original von Eddie Freytags „An meiner Seite “ ist nicht etwa „The Red Piper“, sondern „The Pied Piper“ – Kleinigkeiten, aber ärgerlich und symptomatisch für die geringe Liebe, die in dieses Projekt gesteckt wurde. Bei Bear Family würde so etwas anders aussehen. Ach ja, lieber Herr Darmstaedter,, „persöhnlich“ schreibt man ohne „h“. www.dirkdarmstaedter.net