Wolfgang Welt :: Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe: Drei Romane

Vom Wahn zum Wahnsinn: die deutschen Musik-8oer Das dritte Selbstbekenntnis eines Musikjournalisten ist das lohnendste, unfreiwillig, denn Welt, u. a. Ex-Musikexpress-Autor (seine H.-R.-Kunze-Beschimpfung im Märzheft 1982 ist heute noch lesenswert, hat anscheinend keinerlei Talent zum Schreiben, Bewerten, Urteilen, gar ironisieren. Er ist Autor, weil er Autor sein möchte [..um ein bisschen Reklame für mich zu machen und mir zu Bettgenossinnen zu verhelfen“), versucht sich an einem „Roman“, wurstelt sein Auftragszeug in dem Bewusstsein runter, dass das alles sowieso keiner liest, interessiert sich für nichts, während er so ziemlich alles weniger erlebt als „macht“, reportiert sein Leben im Vor- bis Nach-NdW-Milieu, wie das ein Zwölfjähriger im Tagebuch täte: „Das Wochenende verlief normal.“ Ob der Leser eine Ahnung hat, wovon er redet, ist ihm prinzipiell wurst. Man liest trotzdem weiter und wagt nicht zu lachen über unfreiwilligen Slapstick und Sprachmüll, weil sich immer wieder immer mehr ein unheimlicher Beiklang in das manische, exzessiv authentische Monologgewitter mischt. Fast 400 Seiten lang rast und rodelt, fnsst, säuft und vögelt Welt in der Gegend herum, geist-, sinn-, bewusstlos, bis so plötzlich wie unmerklich der Wahn zum Wahnsinn wird, die Realität total aus den Fugen gerät und der Weg in Therapie und Anstalt zwangsläufig ist. Und da ahnt der Leser gruselnd, dass es einen Umschwung gar nicht gegeben hat, dass Irrsinn, Leere und Manie immer da waren. Und wie man das so unmittelbar direkt nicht versteht, sondern erfährt, darin liegt am Ende halt doch eine große Kunst, ganz egal welche.