Rosarote Zeiten


Mit ihrem Quellen Album „Uncfcr Tri^pijik" stürmt die Amenkanerin Tori Arrips derzeit die Hitparaden.Ein Erfolg, fiir den gier Rotschopf hart kärfipfen rtußte.

Mit zehn Jahren wollte ich meine Jungfräulichkeit an Robert Plant verlieren“, schmunzelt Tori Arnos und spielt mit einem Streichholz. Sieben Jahre zuvor hatte sie ihren Eltern eine eigene Version von „Sgt. Pepper“ auf dem Klavier vorgespielt, einige Jahre später war sie von der berühmten amerikanischen Peabody-Musikakademie geflogen. „Disziplin!“, sagt sie nachdenklich, „Ich wollte immer nur frei Spielen und die ließen mich nicht.“

Frei spielt sie heute, und frei singt sie über Sex, vergewaltigende Männer und zweifelhafte Frauenfreundschaften, die 30-jährige Tochter eines Methodistenpredigers aus Baltimore und einer Halbindianerin. Aber es war ein langer Weg Nicht-Dürfen bis zu „Under The Pink“, ihrem Sensationserfolg. Total verklemmt wuchs sie auf in einem Elternhaus, in dem Frauen den Männern Untertan zu sein haben, alles im Licht des Jüngsten Gerichts bewertet wurde und in dem der Liebe Gott ein waches Auge auf. alle Aktivitäten im Schlafzimmer hat. Abgesehen von Tagträumen über Robert P. (und Jim Morrison übrigens), machte ihr Sex im richtigen Leben nie Spaß. Bis sie 21 Jahre alt war: „Da kam ich drauf, daß Gott doch wohl Besseres zu tun hat, als mein Liebesleben zu überwachen.“

Tori startete durch und zwar mit Overdrive. Sie wurde Barpianistin — zuerst in Washington in einem Hotel, „wo die Prostituierten den Kongreß bedienten“ (der Song „The Wrong Band“ handelt davon), dann in Los Angeles. Zwischen 16 Uhr und 21 Uhr begleitete sie in diversen Sheratons und Hiltons die „Happy Hour“. Dann wechselte sie auf dem Rücksitz des hellblauen Capri ins knallige „Rock-Chick-Tenu“ (ihre Beschreibung) und brauste mit ihren Rock-Chick-Freundinnen zu unzähligen Feten. Die Erinnerung macht Tori ernst:

„Ich sauste von einem Mann zum nächsten „, sagt sie. „Kaum je ein Boxenstop. In mir lebte noch immer irgendwie die schreckliche Vorstellung, daß eine Frau nur für den Mann lebt.“

Dann kam Y Kant Tori Read, Toris erste Rockband, Metal in schwarzem Leder — und prompt ein Vertrag bei Atlantic. Zwei Jahre wurde geübt, einmal live aufgetreten, dann die LP. Die wurde überall verrissen. Billboard nannte Tori ein „typisches LA-Rockdummerchen.“

„Ich hatte nicht Musik gemacht, um dadurch Neues zu entdecken. Ich hatte gespielt, um akzeptiert zu werden. Von da an machte ich, was ich wollte“, lautete ihre Devise.

Mit Erfolg. Ihr Album „Little Earthquakes“ konfrontierte das Publikum mit ihren Psycho-Problemen und verkaufte ganz nebenbei eine gute Million Exemplare. Dann lernte Miss Arnos Eric Ross kennen, mit dem sie nun in New Mexico lebt und der mit ihr das neue Album „Under The Pink“ ko-produziert hat.

„Pink“ ist der amerikanische Slang-Ausdruck für das weibliche Geschlechtsteil. Ganz zufällig kann das Wortspiel ja nicht sein, oder? Tori ist peinlich berührt. „Wenn wir unsere Haut abziehen“, erklärt sie, „dann sind wir alle pink drunter, das wollte ich damit sagen. Daß es mir um die innere Welt geht.“

Toris Songs handeln mit schonungsloser Offenheit von den Dingen, die sie prägten, und dem, was sie daraus macht. In „Me And My Gun“ (noch auf der ersten LP) schilderte sie die eigene Vergewaltigung. „Ich mußte lernen, mir selber zu vergeben“, sagt sie. „Denn emotional kehrte ich alles, was ich darüber fühlte, gegen mich. Es paßte gut zusammen mit der Opferhaltung der christlichen Religion. Meine Songs sind ein Weg, mich von solchen Fesseln zu befreien.“ Neue Songs wie „Baker Baker“ handeln von ihrem Gefühl, sich Männern gegenüber nicht öffnen zu können („Mit Eric hat sich das geändert“). „The Waitress“ und „Cornflake Girl“ beschreiben, wie Frauen sich gegenseitig in den Rücken fallen. Tori: „Im Namen der Schwesternschaft plädieren Frauen gern für Solidarität. Dabei behandeln wir uns oft mit schockierender Brutalität.“