Sponsorship in Deutschland


-Ist das amerikanische Beispiel auch in Deutschland möglich? -Ist die Wirksamkeit werbender Musiker tatsächlich meßbar? -Werden Tourneen künftig ohne Sponsoren nicht möglich sein?

Diese drei Fragen stellten wir Musik- und Werbe-Fachleuten in Deutschland

Jim Rakete, Nena-Manager:

„Nachdem Nena über Nacht populär wurde rannten uns die Firmen die Bude ein. Sie wollten immer die direkte Anbindung von Nena an ihr Produkt Dazu waren wir nie bereit.

Das Angebot ,Nena auf dem Mofa‘ kommt jeden Tag, Nein, danke! Wenn Werbegelder dazu verwendet werden. Musik möglich zu machen – okay. Aber ein Künstler, der konkret für ein Produkt wirbt, verliert seinen Status Er wird selbst zum Gebrauchsgegenstand.

Ich weiß, daß es Gerüchte gibt. Nena hätte Kette geraucht in .Gib Gas. ich will Spaß‘ Das stimmt nicht. Sie hat zwar geraucht, aber was mich viel mehr geärgert hat, war die Tatsache, daß – zufällig – immer irgendwo Marlboro-Schachteln im Film auftauchten. Irgend jemand hat dafür offensichtlich Kohle eingestrichen.

Bei den heutigen Verlusten der Tonträger-Industrie kann man nicht mehr auf Unterstützung der Schallplattenfirmen hoffen, wie das damals bei Nina Hagen noch der Fall war.

Darum werden, wenn die Entwicklung so weitergeht, Sponsoren immer wichtiger.“

Fritz Kau, Promoter:

„Ich halte ,Sponsorships‘, d.h. die Gewinnung von Partnern zur Kostendeckung unserer Tourneen, für unumgänglich, da die örtlichen Kosten unserer Konzerte (Hallenmiete. Werbung und Produktionskosten) zu explodieren drohen. Diese Kostensteigerung kann insbesondere bei Konzerten für junge Leute nicht auf die Eintrittspreise aufgeschlagen werden Allerdings sollten wir uns nicht epigonenhaft an das amerikanische Vorbild halten, sondern kostenadäquat neue Wege einer Zusammenarbeit finden. So haben wir z B. mit der Firma Philip Morris das ,Marlboro Country Music Festival‘ als Nachwuchswettbewerb entwickelt.

Selbstverständlich haben Rockmusiker mit positiven Aussagen über Industrieprodukte eine Wirkung auf ihr jugendliches Publikum, daher müssen diese Musiker sehr sensibel damit umgehen, was sie bewerben“

Jörg Hoppe. Extrabreit-Manager:

„Wünschenswert ist Sponsoring auf aöe Fälle, Aber sowohl Musiker als auch Industrie verhalten sich bislang absolut zimperlich. In anderen Branchen ist die Sponsorenschaft ja längst eine Selbstverständlichkeit. Wenn sich Breitner für DM 250000 den Bart abrasiert oder Beckenbauer Parfüm bewirbt, denkt sich heute keiner mehr was, Popmusik wird auch heute noch viel zu oft ideologisiert. Man soll zwar arbeiten wie ein Profi, aber in puncto Geld einen fiktiven Amateurstatus beibehalten Das ist absurd.

Wir hatten mehrere Kontakte mit der Industrie 1981 interessierte sich ein großer Zigarettenkonzern für einen Song von dem Extrabreit-Debüt „Welch ein Land! Was für Männer!“, weil dort sowohl ihre Marke als auch ihr Slogan verwendet wurde. Neben einem fünfstelligen Dankeschön garantierte man uns einen verstärkten Radio-Einsatz, was auch funktionierte Ein anderes Mal platzte ein Sponsor-Vertrag, weil Extrabreit neben kostenloser Tour-Promotion auch noch eine sechsstellige Summe verlangte Ich glaube allerdings man überschätzt die Wirkung werbender Rockmusiker auf die Zielgruppe der Jungen-Erwachsenen. Wenn die Stones für Leercassetten werben oder Supertramp für ein bestimmtes Autoradio, so werden sich diese Produkte nicht unbedingt schneller durchsetzen als die anderen aus demselben Marktbereich“

Gerhard Maurer und Stefan Dröger, C.P.R. Creative Partners:

„Man sollte klar unterscheiden zwischen direkter Sponsorschaft nach amerikanischem Modell mit Markenartiklern, die sich von solchen Aktivitäten Umsatzsteigerungen erhoffen – und dem mittelbaren Mäzenatentum, das in Deutschland praktiziert wird.

Der Künstler, der in Deutschland werben darf und somit für Sponsoren in Frage kommt, ist – im Gegensatz zu Amerika – meistens noch kein Star In der Zigarettenwerbung gibt es beispielsweise ein Selbstbeschränkungs-Abkommen, das auf freiwilliger Basis Werbung mit Stars, die mehr als 2% Popularität besitzen, verbietet.

Der Grund für die Aktivitäten der Sponsoren beruht auf Untersuchungen, die besagen, daß sich bei der sogenannten Einsteiger-Gruppe (12-20 Jahre), die viele Dinge zum erstenmal kauft, die Einstellung zu einer Marke, also die Marken-Treue, entscheidend festigt. Einsteiger, die man einmal an eine andere Marke verloren hat, sind, auch das ist belegt, nur sehr schwer zurückzugewinnen.

Jedem Sponsor, der von uns wissen will, ob man seine finanziellen Aktivitäten in Umsatz messen kann, sagen wir ein ganz deutliches ,Nein‘.