The Singles


Wir sind angetreten, denjenigen, die sich durch die Qualität des Songs zum neuen James-Bond-Film „Ein Quantum Trost“ („Another Way To Die“ von Alicia Keys&Jack White, ziemlich schlecht, wird hier garantiert nicht besprochen) beleidigt fühlen, ein Quantum Trost zu spenden und auf lohnenswerte Singles hinzuweisen. Zum Beispiel auf „Hardcore Girls“ (Domino/Indigo-12 Inch und Download) von The Count&Sinden. Das Duo aus London hat für die drei Tracks drei Gastvokalistinnen (Rye Rye, Ny und JME) eingeladen. Vor allem die M.I.A.-esken Vokalverrenkungen der 17-jährigen Rye Rye, des Wunderkinds der Baltimore-Breaks-Szene, spenden Quanten an Trost auf dieser HipHop-Crime-Breaks-Single.

Das Hamburger Tapete-Label wird in Zukunft verstärkt 7-lnch-Vinyl-Singles veröffentlichen, was wir natürlich ausdrücklich begrüßen und als Spende eines Quantums Trost verstehen-wegen des allgemeinen Wertverfalls von Musik, Sie wissen schon. Die erste Tapete-Single (unten kommen noch mehr) stammt von Dial M For Murder, einem Duo aus Oslo, das auf „Oh No“ (Tapete/Indigo) semi-düsteren Elektropop, circa Joy Division und Interpol,zu bieten hat.

Weiter geht’s mit Dutch Uncles, fünf jungen Typen aus Manchester, die auf „Face In“ (Tapete/Indigo) schwer zu beschreibende Musik spielen. Vielleicht so: Wave-Popwith attitude, groovend und mit einem Quantum mehr Pop als Wave ausgestattet. Die B-Seite „jetson(Dutch Cousins) Remix“: verspielter, klimpernder Electro-Pop mit Buggles-Vocoder-Stimmen.

Ein Quantum Frauenfeindlichkeit gehört bei Calvin Harris dazu. „The Girls“ (Ministry Of Sound/Edel) ist ein schön stumpfer Cheapo-Nu-Disco-Track, indem Harris (bekannt durch die Trailermusik zur doofen TV-Show „Germany’s Next Top Model“ der doofen Heidi Klum) erwähnt, so viel Liebe in sich zu haben, dass er sie gerne in „all the girls“, egal welcher Herkunft und Beschaffenheit, expedieren würde. Dazu eine lagerfeuermäßige Akustik-Version und zwei Remixe.

Probieren wir es noch einmal mit Jennifer Rostock. Anhand der Single „Himalaya“ (Warner) werden wir sehen, dass diese „Rock“-Band aus Berlin sich kein Quäntchen von ihrem, ähem, eingeschlagenen Weg entfernt. Soll heißen: komischer Rock-Schlager mit rockröhriger Sängerin, wie Rosenstolz und Silbermond in noch schlechter. Auch ganz fürchterlich, die „Unplugged Version“ des Songs.

Apropos fürchterlich. Zu nächst wollten wir ja den Mantel des Schweigens über die Single „Human“ (Island/Universal) von The Killers legen. Käsiger Musikschleim, dachten wir. Wie Michael „Sie liebt den DJ“ Wendler, dachten wir. Und wie dieser debil grinsende Electrolore-Typ Alexander Marcus, dachten wir. Aber im Zuge vieler einsamer Stunden, die wir mit dem Hören dieses Liedes verbracht haben, kommen wir zu dem Schluss: ein Hit, ein Ohrwurm und besser als das komplette letzte Killers-Album sam’s town. Super Text,“.Are we human, or are we dancer?“. denken wir noch immer. Auch eine Art der Subversion, mit käsigem Musikschleim die Belastbarkeit und Folgebereitschaft der eigenen Fans zu testen. Bleibt nur eine Frage offen; Sind wir Quantum, oder sind wir Trost?

Auf dem Cover ihrer Single „Ich hab dich gesehen“ (Tapete/Indigo) -auf schwefelgelbem Vinyl – sehen Schwefelgelb aus wie die Deutsch-Amerikanische Freundschaft vor circa 30 Jahren. Und klingen auch so: Exaltierter Punk-NDW-Elektro mit einem Quantum Pop, beatmäßig zeitgeistig upgedatet-die soundästhetisch gar nicht so weit entfernten Kollegen von Shitdisco haben sich schon ehrfurchtsvoll über Schwefelgelb geäußert. Die B-Seite „Stein auf Stein“ klingt dann so, als hätte Joachim Witt bei Ed Banger unterschrieben. Was für eine schöne Formulierung: „beatmäßig zeitgeistig upgedatet“.

Anja Plaschg ist eine Künstlerin aus der Talentschmiede Südsteiermark in Österreich. Ihr Projekt nennt sich Soap&Skin, und „The Sun“ (Couch Records/PIAS/RoughTrade) heißt ihre 4-Track-EP. Der Titelsong ist ein gewaltiges minimalistisches Epos, ein mit allerlei elektronischen Verschiebungen angereicherter düsterer Track, bei dem das Klavier dominiert. Man muss sich das vorstellen wie Björk ohne weißes Pulver in der Nase und von Funkstörung remixt (bitte keine Leserbriefe:ja, Funkstörung haben Björk tatsächlich remixt). Plaschg covert „Janitor Of Lunacy“ von Nico an der Grenze zum Pathos. Ein Quantum weniger wäre dann wahrscheinlich mehr gewesen.

Nicht auf dem aktuellen Superpunk-Album why not? ist das Lied „Das waren Mods“ (Tapete/Indigo). Es handelt sich dabei um einen orgellastigen Sixties-geflavourten Song, der tatsächlich-zumindest ein Quantum-nach den ganz frühen Deep Purple klingt, wie das Presseinformationsblatt nicht müde wird zu behaupten. Arrogant, hochnäsig und angeberisch-shuffelnd dann die B-Seite „New York, USA“ mit der nach gerade genialen Textzeile: „Nie sah ich etwas, das so hoch war wie New York, New York, USA.“

Kommt Neuseeland nach all den Jahren zurück auf die Landkarte des Indie Pop? Surf City stammen jedenfalls daher und ihre EP „Surf City“(MorrMusic/lndigo) mit einem Quantum an ziemlich loft, aber fett produziertem Neuseeland-Dengel-Dengel-Klipper-Klapper-Punk,circa Flying-Nun-Label, der schon mal in Fußballfanchor-Artiges ausschlagen kann. Dazu gibt es Gesang aus der Badewanne. Allein die im Waschzettel genamedroppten Referenzbands (Pavement, Pixies, The Jesus And Mary Chain und The Zombies) hatten alle einen unfetteren Sound.

Ende Februar erscheint das zweite Album der famosen dänischen Electropopper WhoMadeWho. Die Single „TV Friend“(Gomma/GrooveAttack) soll helfen, die frohe Botschaft zu verkünden. Mit einem fantastischen oldschooligen electro-housigen Remix von Hot Chip, inkl. einem Quantum 805 Computer-Drums plus einem Edit dieses Remix von Who-Made-Who-Schlagzeuger Tomboy. Watch out. Be Prepared.