THE XX


Für eine Nacht die beste Band der Welt: The xx in einem ehemaligen Vergnügungspark in Berlin.

Was geht denn hier ab? Das Spätneunziger-Frühnuller-Radio-House-Pop-Revival? Plötzlich kommt Jessie Ware auf die Bühne. Ein seltsamer Bastard aus „Reunion“ und dem Jamie-xx-Solo-Track „Far Nearer“ ist gerade in die seltsame Coverversion von Modjos „Lady“ übergegangen. Gitarristin Romy Madley Croft und Bassist Oliver Sim teilen sich den Gesang, dunkel, minimalistisch, xx-ig. Jessie Ware, die ja bekannt dafür ist, trotz ihrer hervorragenden Stimme nicht zu DSDS-Kehlenakrobatik zu neigen, geht ans Mikrofon und singt in voller souliger Inbrunst die Titelzeile von Stardusts „Music Sounds Better With You“ „Ooooooooh babeeeee, music sounds better with youuuuuu“, während Madley Croft ihre ticki-ticki-ticki-Licks spielt und sich Jamie xx zwei Stockwerke höher an seinen Beat-Erzeugungsapparaturen zu schaffen macht. „Wir lieben Jessie Ware“, sagt Oliver Sim als diese wieder von der Bühne geht. Wir ja auch, aber: hmmmm, da passt irgendwas nicht zusammen.

Wir befinden uns im Spreepark in Berlin, einem stillgelegten Vergnügungspark, der seine Blütezeit noch vor der Wende hatte. Hier feiern The xx ihr Festival „Night & Day“, zu dem die Briten befreundete Künstler ins Vorprogramm eingeladen haben: Chromatics, Mount Kimbie, Kindness und eben auch Jessie Ware. Jetzt sind The xx mitten in ihrem Headliner-Auftritt. Und die etwas träge Stimmung, die bei den anderen Bands geherrscht hat, hat sich in pure Euphorie verwandelt. Es ist sowieso alles wurscht, denn nasser kann man nach acht Stunden Dauerregen auch nicht mehr werden.

Das Bühnenbild ist von hoher Symbolkraft: Jamie xx, der Beatmeister, der musikalische Direktor der Band, verrichtet auf einem Podest hoch über den anderen beiden seine Arbeit. Es scheint so, als ob er von Auftritt zu Auftritt den minimalistischen Sound von The xx immer mehr in Richtung zeitgenössische Elektronik verschiebt. Die Bässe sind gewaltig, die Beats nicht weniger; eine gigantische Lichtshow mit Stroboskopen und Lasern, die die nebelfeuchte Nachtluft durchschneiden, unterstreichen den clubbigen Anspruch der Band.

Ob in der schäbigen Pracht eines ehemaligen Vergnügungsparks bei Wind und Wetter oder in einem Auftrittsort mit Dach: The xx können nichts falsch machen; im Spreepark sind sie für gut eineinhalb Stunden die beste Band der Welt.

SETLIST

Try Heart Skipped A Beat Crystalized Reunion / Far Nearer / Lady (Hear Me Tonight) / Music Sounds Better With You [mit Jessie Ware] Fiction Reconsider Sunset Missing Night Time Swept Away Shelter VCR Islands Chained Infinity

Intro Angels