Interview

Tom Tykwer: „Im Film auf der Todesstrafe rumzureiten, wäre pädagogisch banal“


Im Interview sprechen Tom Hanks und Tom Tykwer über den Umgang mit dem Islam und Saudi-Arabien, den Schauplatz ihres gemeinsamen Films „Ein Hologramm für den König“.

Wie viel ist in dem Film denn der Tatsache geschuldet, dass der Islam im Westen auch mit viel Argwohn, mit viel Unwissen angeschaut wird? Ist das das nächste große Thema?

Tykwer: Als ich mit „Ein Hologramm für den König“ anfing, so vor zweieinhalb Jahren, da war das ein Thema, das immer relevanter zu werden schien. Mittlerweile wäre es albern zu sagen, dass es das nächste große Thema wird. Es ist ja schon da, überall. Man redet fast über nichts anderes mehr. Als wir anfingen, hatte der Film eher die Spätfolgen unseres bröselnden Systems im Zentrum, einen Geschäftsmann in den Mittfünfzigern, der mit seiner Methodik und seinen eingefahrenen Mechanismen überhaupt keine Zukunft mehr hat. Dass sich die Geschichte zu etwas entwickelt, dass zu der Situation in Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten etwas beizusteuern hat, hätte ich am Anfang nicht gedacht.

Gab es inhaltliche Grenzen, die Sie sich selbst gesetzt haben, damit niemand in Saudi-Arabien beleidigt wird? Das Thema Hinrichtungen wurde ja eher mit einem kleinen Witz abgewiegelt. Hanks und sein Begleiter Yousef fahren an einem Ort vorbei, an dem öffentliche Hinrichtungen stattfinden, und Yousef fragt ihn, ob er sich es sich mal anschauen möchte. Mehr kommt zu dem Thema nicht.

Tykwer: Die Szene hatte eigentlich einen Ticken mehr. Aber der hatte nur damit zu tun, dass Yousef das Thema auf die Amerikaner zurückwirft und fragt: „Wie macht ihr das noch gleich mit den Hinrichtungen?“ Ich hätte es pädagogisch allerdings banal gefunden, auf dem Thema noch mehr rumzureiten. Es sitzt ja ein Amerikaner im Auto und ist schockiert über die Todesstrafe, obwohl er aus einem Land kommt, in dem Leuten die Giftspritze in den Arm gehauen wird. Dieses ewige Rumreiten wollte ich aber nicht. Es geht mir um die Menschen, die ja die Überraschung innerhalb der Systeme sind.

Hanks: Wir dachten uns: Wenn wir den Film richtig machen, sind wir in der Lage dazu, diese Leute anzuerkennen, auch wenn sie uns zunächst einmal fremd sind. Dann hätten wir den richtigen Maßstab, die richtige Ebene gefunden.

Was für ein Gefühl soll der Zuschauer nach Ende des Films eigentlich haben?

Tykwer: Wir haben wenige Chancen, aber wir sollten sie nutzen. Und es gibt Grund und Anlass zur Hoffnung, obwohl alles oft so kompliziert und hoffnungslos aussieht.