Ton Spion


Wenn es einen Song gibt, der die Rapperin Roxanne Shante beeindruckt hat, dann „Fuck You“ von Millie Jackson: Roxannes Markenzeichen ist der gestreckte Mittelfinger. Seit ihrer Retourkutsche auf UTFOs „Roxanne Roxanne“ gehört „dissen“ zum guten Ton im Hip Hop. „To dis“ heißt jemanden verbal anzuschießen. Seit ihrer Platin-Platte „Roxanes Revenge“ 1985 (damals war sie gerade 14) war es ruhig um sie geworden. Sie war plötzlich so berühmt, daß sie nicht mehr zur Schule gehen könnt, weil Fans die Klasse belagerten. Also zog sie sich zurück, kaufte ein Apartment, einen Cadillac und wurde Mutter. Inzwischen hat sie wieder der Ehrgeiz gepackt: Spätestens mit 39, also in 20 Jahren, will sie „Woman Of The Yeor“ sein. Ihr neues Album ist da ein vielversprechender Schritt vorwärts: BAD SISTER (vorest nur als Import erhältlich) ist für Hip Hop-Freunde ein Muß.

In einer Welt, in der Neger in Lederhosen auf dem Oktoberfest „An der Nordseeküste“ singen, überrascht auch dies nicht: Langhaarige Dänen in Lederjacken spielen Country-Punk. Kuhpunk aus Kopenhagen – für den Sänger/Bassist Stig Pedersen des Quartetts Disneyland After Oark kein Problem: „So können wir harte Musik und gleichzeitig wie die Kinder Cowboy spielen“. NO FUEL THE PILGRIMS, ihr zweites Album, zeigt, wie das geht: Mit einer frischen Frechheit, wie sie nur so weit nördlich des musikalischen Weltgeschehens entstehen kann, verquirlt der Smörebröd-Vierer reduzierte Speedmetal-Riffs mit peitschenknallender Rodeo-Rhythmik. Die beste Rockgruppe, die Dänemark jemals hervorbrachte“, schwärmt die Tageszeitung „Expressen“. In diesem Fall kalauert der Schlager zu Recht: „Dänen lügen nicht.“