Träume von unter der Stadt


In Dänemark sind Under Byen Underground-Kultband und Aus- hängeschild der heimischen Popszene zugleich. Nun drängen sie nach Süden. Und Westen. Und Osten.

„Wollt ihr Erfolg im Ausland“, sagt man deutschen Bands gerne, „müßt ihr englisch singen!“ Ähnlich zementiert sind die Vorurteile in Dänemark, wo man dänisch singenden Bands in der ohnehin kleinen Szene nur eine Randexistenz zubilligt und über ihre Anerkennung im Ausland nicht mal spekuliert. Bis jetzt. Under Byen aus Aarhus beharrten nicht nur von Anfang an trotzig auf ihrer Sprache, nun machen sie auch vor, daß man damit international was reißen kann: Der Titel ihrer CD DET ER MIG DER HOLDER TRAEERNE SAMMEN geht hierzulande schwer über die Zunge, die Musik um so leichter ins Ohr.

Under Byen (gesprochen: „Onar Büen“, auf Deutsch: „Unter der Stadt“) wurden vor über zehn Jahren von zwei Freundinnen gegründet: Henriette Sennenvaldt und der 2004 ausgestiegenen Pianistin Katrine Stochholm. Hinzu kamen Katrines Bruder Anders und Schlagzeuger Morten Larsen. „Wir hätten gar nicht richtig in englischer Sprache texten und singen können“, sagt Sängerin Henriette. „Es hatte aber auch mit dieser Punk-Attitüde der Auflehnung zutun. Daß das ein Vorzug war, der uns von allen anderen abhebt, wurde uns erst später klar.“

Abheben wollten sie sich auch musikalisch: Die Mischung aus Alternative-Folk, Grunge-Pop und jazzigen Einflüssen, geprägt von Percussion, Klavier, Geige, Cello, sollte „möglichst wenig nach Gitarrenpop klingen.“ Also wurde das Instrumentarium der inzwischen achtköpfigen Besetzung um Baßklarinette, singende Säge, Melodika und Lapsteel erweitert. Zusätzlichen Wiedererkennungswert geben diesem düster-zarten, ruppigen, seltsam verstörenden Gewebe die poetischen Texte und die Stimme der Sängerin, die gerne mit Björk verglichen wird und „einegewisse Ähnlichkeit“ gar nicht abstreiten will.

Mit der „Faszination des Romantischen, all dem Glanz, der Schönheit, Ironie, Vergeblichkeit,“ erklärt Henriette die Mischung aus märchenhafter Fragilität, Rock-Energie und einer gewissen Morbidität, die sich immer wieder einschleicht. „Vielleicht ist unsere Fähigkeit, traumähnliche Zustände in der Musik zu erreichen, das Entscheidende“, meint Pianist Thorbjörn Krogshede. „Dieser Schwebezustand liegt irgendwo zwischen angenehmen Träumen und schlimmsten Alpträumen, und oft genug näher bei den Alpträumen.“

www.underbyen.dk