Cannes: Vergewaltigungs-Witz über Woody Allen und schwere Vorwürfe von seinem Sohn


Vor Jahren soll Woody Allen seine Adoptivtochter sexuell missbraucht haben. Jetzt mehren sich die Vorwürfe: In Cannes mit einem fiesen Witz, in der US-Presse durch einen Artikel von Allens Sohn.

Die Eröffnung der Filmfestspiele von Cannes funktioniert wie jede andere Eröffnung eben auch: Es werden Reden gehalten, man bedankt sich bei den prominenten Gästen und reißt ein paar Witze. Bei der gestrigen Eröffnung der Festspiele ging Laurent Lafitte, der Moderator der Veranstaltung, mit einem Witz wohl etwas zu weit.

An Woody Allen, 80, der das Festival mit seinem Film „Café Society“ eröffnete, gerichtet, sagte Lafitte:

„It’s very nice that you’ve been shooting so many movies in Europe, even if you are not being convicted for rape in the U.S.“

Das Filmfestival in Cannes hat seinen Eröffnungsfilm gefunden
Übersetzt: „Schön, dass Sie so viele Filme in Europa drehen, auch wenn Sie in den USA nicht wegen Vergewaltigung verurteilt sind“. Der Hintergrund des Witzes ist dabei ein sehr ernster. Zum einen spielt Lafitte damit auf Roman Polański an, der die USA nicht mehr betritt, da dort ein Verfahren wegen Vergewaltigung einer Minderjährigen auf ihn wartet und zudem Haft droht. Zum anderen spielt der Witz auf die Missbrauchsvorwürfe an, die 2014 gegen Woody Allen ausgesprochen wurden.

Allen wird vorgeworfen, seine Adoptivtochter vor einigen Jahren sexuell Missbraucht zu haben. Besonders brisant: Am Tag der Festivaleröffnung veröffentlichte der Hollywood Reporter ein Essay von Allens Sohn Ronan Farrow. Darin verurteilt er nicht nur Allen selbst, sondern ebenfalls die US-Medien, die nicht ausgiebig genug über das vermeintliche Verbrechen berichtet hätten. Farrow spricht von einem „Schweigekartell“, das fortbestehe, weil im Zusammenhang mit Allen zu viele Geschäftsbeziehungen in der Filmbranche auf dem Spiel stünden.

Woody Allen hat sich zu dem Essay bisher nicht geäußert. Den Witz bei der Cannes-Eröffnung nahm er allerdings gelassen auf. Laut einem Journalisten, der ihn darauf ansprach, fühle sich der Regisseur von Lafittes Rede nicht angegriffen.