No encore – Fast 20 Jahre mit den anderen, den ganz anderen Elektropunks.


Von allen vom deutschen Schöngeist als popkulturell „uncool“ pauschalisierten Gegenden dieses Landes muss es ausgerechnet ein Kaff in der maximal als irrelevant verteufelten oberbayerischen Provinz sein. Ausgerechnet in Weilheim schlägt eines der Herzen, die die Indierepublik am Leben erhalten. Drei der grob 20.000 Einwohner- Mecki Messerschmidt (Schlagzeuger) sowie die Brüder Michael (Bassist) und Markus Acher(Sänger’n’Gitarrist)-gründen 1989 The Notwist. Bereits im Folgejahr holzen sie sich auf ihrem selbst betitelten Debüt durch brettharte Noiseguitarwände.

Die Band tourt mit den Postpunk-Mittelfingern Jesus Lizard und den Postpunk-Zeigefingern Bad Religion. 1992 folgt das in Ansätzen gemäßigtere nook. Das Magazin Vistons vergibt mehr als die Höchstnote, und die deutsche Shoegazer-Gemeinde beglotzt Maulaffen feil haltend den Südzipfel ihrer Nation. Fern der Auslastung heben die Achers 1994 das in häufig wechselnder Besetzung Jazz-und Dub-Fans großes Lob abringende Tied & Tickled Trio aus der Taufe. Sie spielen auch immer wieder in anderen Bands und Projekten aus der Region (bereits seit 1988 bei den New Orleans Dixie Stompers, der Unterhaltungsband ihres Vaters). Nach Tourneen mit Therapy?und Blumfeld gesellt sich 1995 Martin „Console“ Gretschmann, auch ein Weilheimer, zu den Notwists (offizielles Mitglied wird er erst zwei Jahre darauf) und bereichert ihr Album 12 mit elektronischen Einsprengseln, shrink bedeutet 1998 den ultimativen Bruch mit dem Brachialsound früher Tage, verprellt zunächst dessen Fans und lockt ungleich mehr an. Die Mischung aus Jazz, Elektronik und zerbrechlichem Pop beschert der Band ein ungeahnt großes Publikum. Das fachkundige britische Musikmagazin „The Wire“ wirft die Frage auf, ob denn Weilheim „the new Seattle“ sei.

Ab demselben Jahr tobt sich Markus zusammen mit Lebensgefährtin Valerie Trebeljahr und zwei Mitmusikern als Elektronikaband Lali Puna aus; Micha wird neben Stefanie Böhm zweites Mitglied von Ms.John Soda. The Notwist bereisen mit Stereolab England und touren mit Cornelius durch die USA. Mit dem 2002erAlbum neon golden begegnet Gretschmann seinen Kollegen endgültig auf Augenhöhe. Stärker als je zuvor ist sein Einfluss hierzu spüren, stärker als je zuvor verkauft sich die Top-Ten-Platte. Im Sommer 2003 veröffentlichen The Notwist auf ihrem neuen Label Alien Transistor eine Soundtrack-EP zum Kinofilm „Lichter“. Zwei Jahre später verschmilzt die Band temporär mit den kalifornischen Experimental-HipHoppern Themselves zu i3&God. Das Projekt schenkt einem viel beachteten Album das Leben. Das Leben innerhalb der Band endet 2006, in der frühesten Entstehungsphase von the devil.you + me. dann für Drummer Messerschmidt. Viel sagt Markus Acher dazu nicht.

nur. „Das war beiderseits. Lief nicht unfreundlich oder so. Aber es ging so nicht mehr:“Seitdem sind Notwist zu dritt, im Kern -für Gastmusiker aber um so offener.