Vinicius Cantuária

Indio De Apartamento

Naive/Indigo

Der Feingeist des zeitgenössischen Bossa Nova hat seinen Sound noch mehr reduziert.

Das soll ein Brasilianer sein? Vinicius Cantuária wird nicht böse sein, wenn man sich diese Frage stellt. Mit den vielen Bewohnern des Landes, die etwas vom Feiern verstehen und zu temperamentvoller Musik tanzen, hat er nichts zu tun. Er ist die personifizierte Antithese. Sein Markenzeichen ist eine fast schon provozierende Zurückhaltung bei der Interpretation des Bossa Nova. Er liebt die Andeutungen und den sanften Umgang. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden. Es hat in letzter Zeit ein paar schöne Alben von ihm gegeben, bei denen die intellektuellen Motive seines Schaffens immer allgegenwärtig waren. Aber dabei war auch unterschwellig Esprit erkennbar. Silva etwa gefiel mit Streicher-, Bläser-, Perkussionzusätzen und Gitarren. Dieses Mal aber übertreibt es Cantuária mit der Reduktion der Arrangements. Es werden einige Gastmusiker genannt: Sänger Jesse Harris, Ryuichi Sakamoto und Norah Jones am Piano und Bill Frisell an der elek­trischen Gitarre, mit dem Cantuária das vorangegangene Album Lágrimas Mexicanas aufgenommen hatte. Aber

eigentlich hört man die ganze Zeit nur die Akustikgitarre und die Flüsterstimme dieses Feingeistes. In „Moça Feia“, dem besten Stück des Albums, ist noch ein Hauch von Rhythmus geblieben. Sonst bleibt alles im minimalen und introvertierten Rahmen und orientiert sich von der Stimmung her am portugiesischen Fado. Etwas zu sehr.

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