Ratking

So It Goes

Hot Charity/XL/Beggars/Indigo (VÖ: 28.3.)

In diesem retrofuturistischen Rap vereint sich der Stolz New Yorks mit dem freien Geist der Tumblr-Generation.

Ratking sind für das Innanet, was Rammellzee für die Downtown-Szene war und die Beastie Boys wenig später für HipHop als Massenkultur wurden: Brückenbauer zwischen Avantgarde und Alltag, Hood und Galerie, XXXL und XL. Der angebliche Punk-Hintergrund des New Yorker Quartetts wird dabei gerne und oft betont. Zu hören ist davon allerdings wenig – wenn man mal von einer gewissen Grundwut in der Stimme des blutjungen Lead-MCs Patrick „Wiki“ Morales, gerade mal 19 Jahre alt, und einer diffusen Anti-Haltung absieht, wie man sie fast allen Rappern seiner Generation attestieren könnte – vor zwei Jahren, anlässlich der am Konsumenten weitgehend vorbeigegangenen „Wiki93“- EP, warfen ihm Kritiker noch vor, zu nahe am Duktus des jungen Marshall Mathers zu sein.

Vielmehr zeigen sich Ratking auf ihrem Debütalbum geprägt von der HipHop-Historie ihrer Heimatstadt. Auf „Remove Ya“ flippt Produzent Sporting Life den Diplomats-Klassiker „Dipset Anthem“ aus dem Jahr 2003, während Rapper Hak einen waschechten Ragga-Flow in der Tradition von BDP und Boot Camp Clik auspackt. Ein anderes Stück heißt „Snow Beach“, so wie die legendäre Polo-Jacke, die Raekwon im Video zu „Can It Be All So Simple“ vom Wu-Tang Clan trug, einem weiteren wichtigen Einfluss der Gruppe.

Auf dem Titelstück rappt Wiki dann endgültig auf Augenhöhe mit seinen Idolen wie dem 2000 gestorbenen Schwergewicht Big Pun oder Big L. Dabei verzichtet er, der sich in Anspielung auf seine sehr nah beieinanderstehenden Augenbrauen, als Alias auch Wiki One Eyebrow nennt, auf reine Retroismen und lässt sich treiben von Sporting Lifes post-regionalem Boom, der all den Referenzen erst ihren übergeordneten Sinn verleiht. Zeitgeistiges, kurzweiliges, nur selten etwas überladenes Debüt.