Kelly Rowland – Simply Deep

Was waren das für Zeiten, als R’n’B noch Soul hieß und genau das hatte: Seele. Als noch Musiker die Musik machten und keine Produzenten, die jeden Ansatz von Wärme, Musikalität und Individualität zugunsten eines Einheitssounds opferten. Es ist eigentlich wurscht, wer am Bühnenrand herumhüpft, es klingt alles gleich – Mariah Carey, Jennifer Lopez, Whitney Houston oder Kelly Rowland. Die ist, wie wir wissen, eines von drei Mitgliedern von Destiny’s Child, die alle schön nacheinander ihre Soloplatten veröffentlichen, um zu beweisen, dass sie ja irgendwie doch „Independent Women“ sind. Michelle Williams hat im Frühjahr 2002 mit Heart To Yours bereits ihre Unabhängigkeitserklärung auf Albumlänge abgegeben. Beyonce Knowles bislang noch nicht, sie hat aber auch so genug zu tun, muss mit Missy Elliott, Jay-Z und „Austin Powers“ rummachen. Wenn Knowles, Williams und Rowland gemeinsam im Studio sind, kommt manchmal Erstaunliches dabei raus. Wie etwa das Album Survivor, das trotz seines cleveren Kalküls das Zeug zum R’n’B-Klassiker hat. Wenn die Damen dagegen alleine (nur mit sieben Produzenten und neun Gaststars) ins Studio gehen, werden sie offenbar von ihren kreativen Kräften und vom guten Geist verlassen. Dann kommt Balladenschmalz heraus, eingebettet in HipHop-Beats, niedliche Melodien und hu-hu-huuu-Chöre: Die Spannungskurve als Flatline. Was natürlich auch von Vorteil ist. Auf diese Art muten positive Ausreißer wie das minimalistische „Can’t Nobody“ oder das metallische (Hallo. Missy Elliott!) „Love/Hate“ wie musikalische Offenbarungen an. Menschen wie Kelly Rowland sollten nur Singles machen dürfen. Und zwar Gute. www.kelly-online.net