Prince – 1999

Prince hat eine Arbeitswut im Bauch, die stellenweise geradezu beängstigend wirkt. 1999 ist ein Monster von eime Doppelalbum (!) geworden, animierend und ambivalent, infam und illusionär, kalkuliert und konfus. Prince: klebrige Phantasie, kontroverse Polemik, knallharte Provokation, oder ,… uh, ah, allright, dance, music, sex, romance, all night …“ Seltsame Bettgenossen, zugegeben. Also, was will uns Prince eigentlich sagen? Sex -(Wirsind ne Jugendzeitschrift! – Red.) – (Ja, ja, ich hab‘ mir fest vorgenommen, nicht bei jedem Review damit anzufangen, aber bitte – hier ist Prince mit seinem fünften Album -Let’s ball!“). Sex ist bei Prince natürlich eindeutig und direkt, rüde und ordinär. Dabei aber garantiert nicht halb so spaced out oder pervers, daß seine unbekümmerte Nonchalance, das Reue- und Bedenkenlose, irgendwelche antiken Outlaw-Klischees rechtfertigt, also die Lieblingsposen eines jeden Rock-Spießers. ,… look out all you hippies / you ain’t shy with me /you don’t knaw about the trippin‘ /but the sexuality…“ Ohne zu analytisch zu werden: Prince scheint mit einer quasi-religiösen Euphorie an das totale Sich-Gehenlassen zu glauben, und wenn er überhaupt gegen etwas steht, dann gegen die Hemmungen und Verklemmungen um ihn herum. „… this plane is fully equipped with everythingyourbody desires… 1 anticipate a few turbulances along the way, ah, ahh, ahh …“ So wie diesmal ist er übrigens noch nie mit seiner kastratenharten hohen Stimme umgegangen (wann kastriert ihn Amerikas Moral Majority tatsächlich?); bei „Free“ z. B. schafft er sich aus einem rauchigen Gospel-Intro in ein überwältigend schönes Falsett hinauf. 1999 ist kontrollierter, präziser und sagenhaft ästhetischer P(rince)-Funk, Sex ist Sucht, Stimulanz und Heiligtum dabei, Prince ist … wehe, wenn er seinen verwirrenden, verschmitzten, hintergründigen Charme verliert! Und welch ein Abgang: „… thank you for flying with Prince international, ah, ahh…“